Südwest Presse: Kommentar zum Kongo
Archivmeldung vom 23.08.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt"Symbolisch" solle der Kongo-Einsatz unserer Soldaten wirken, erklärten die Regierungspolitiker denen, die keinen Sinn in diesem gefährlichen Mandat sahen. Jetzt stehen die Fallschirmjäger mitten in einem Kampf, den die Kongolesische Bischofskonferenz Bürgerkrieg nennt.
Nur vier Monate solle der Einsatz dauern, wurde versprochen, was
bereits damals unglaubhaft war. Aber schon jetzt ist klar, dass
Verteidigungsminister Franz Josef Jung sein Versprechen nicht wird
halten können, dass alle Soldaten bis Weihnachten zurückkehren. Das
Volk hatte offenbar mehr Überblick als die Regierung und der
Bundestag, denn nie wurde ein Auslandseinsatz energischer abgelehnt
als der im Kongo.
Es war auch Tagträumerei zu vermuten, dass die Wahlen dort frei, fair
und friedlich über die Bühne gehen; nichts in der Geschichte dieses
Staates sprach dafür und die waffenstrotzenden Milizen deutlich
dagegen. Und ausgerechnet die Söldner des Übergangspräsidenten Joseph
Kabila, den unsere französischen Freunde aus Eigeninteresse so gern
als Wahlsieger sähen, griffen das Haus seines Stichwahlrivalen
Jean-Pierre Bemba zu dem Zeitpunkt an, da europäische Botschafter
dort zu Besuch waren.
Man kann unseren Soldaten nur wünschen, dass sie nicht zwischen die
Fronten geraten. Und man kann nur hoffen, dass der Minister zu seiner
Verantwortung steht, falls die Sache schief geht. Aber jetzt will er
ja erstmal den Nahen Osten befrieden.
Quelle: Pressemitteilung Südwest Presse