Südwest Presse: Kommentar: Wagner
Archivmeldung vom 30.04.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEndlich tritt er ab. Wolfgang Wagner hat seinen Abschied als Leiter der Bayreuther Festspiele eingereicht. Der 88-Jährige hielt mit ewigen Querelen um seine Nachfolge die Kulturwelt in Atem. Was uns das angeht? Deutschland und die Wagners, das ist nicht nur Musikhistorie, sondern auch ein großes Kapitel nationaler Geschichte, Identität und Befindens.
Abgeschlossen ist es
nicht: Es wird so kommen, dass Wolfgangs Töchter Eva Wagner-Pasquier
und Katharina Wagner das Erbe antreten werden. Sollen sie es tun!
Wann, das steht allerdings noch nicht fest. Denn Wolfgang Wagner, der
fränkische Dickschädel, der schon reihenweise die Kulturpolitiker an
der Nase herumführte, erklärte in einem Schreiben nur
sachlich-trocken, dass er "spätestens bis zum 31. August" sein Amt
niederlegen wolle. Also erst nach der Festspiel-Saison. Da kann noch
viel passieren.
"Weiche, Wotan, weiche", beschwört die Urmutter Erda im "Rheingold"
den Göttervater. Ein passendes Wagner-Zitat. In Vertretung der
Urmutter waren jetzt in Bayreuth die Politiker am Werk,
Kulturstaatsminister Bernd Neumann und Bayerns Kunstminister Thomas
Goppel. Und sie hatten bessere Argumente als eine Operngestalt: das
Geld. Die Bayreuther Festspiele brauchen mehr davon, um ihre Zukunft
zu sichern. Wer aber zahlt, will mitbestimmen. Macht, Geld, Liebe -
das sind die großen Themen in den Opern Richard Wagners. Wie im
richtigen Leben.
Quelle: Südwest Presse