neues deutschland: Suu Kyis Bemühungen um Demokratie kommentiert: Gegen die Macht der Generäle
Archivmeldung vom 03.11.2017
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Freigeschaltet durch André OttDer katholische Kardinal Charles Maung Bo ist eine der wenigen öffentlichen Personen, die sich in Myanmar für die muslimische Minderheit der Rohingya aussprechen. Auf einem ökumenischen Gottesdienst im Oktober machte er sich auch für Aung San Suu Kyi stark: »In ihren zerbrechlichen Händen hält sie die Träume von Millionen.«
Nun hat die international in Kritik geratene De-facto-Regierungschefin zum ersten Mal zwei Rohingya-Dörfer im Bundesstaat Rakhine besucht. Im Oktober hatte sie von internationalen Beobachtern noch Häme und Kritik für ihre Bemerkungen bekommen, erst einmal herausfinden zu müssen, was in Rakhine überhaupt passiere. Unbeachtet blieb: Kurz darauf hat sie die Umsetzung der Empfehlungen der Kommission veranlasst, die unter der Führung des ehemaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan ein Jahr lang Vorschläge zum Umgang mit dem Rohingya-Konflikt erarbeitet hat.
Dass internationale Beobachter Suu Kyi fallenlassen, hilft nur denjenigen, die vom Konflikt profitieren: den Generälen. Kritik an der Regierungschefin muss weiterhin geäußert werden, genau wie die Forderungen nach einem Rückkehrrecht der Geflüchteten, der Zulassung internationaler Beobachter in Rakhine-Staat und einer Reform des Staatsbürgerschaftsrechts, das die Rohingya diskriminiert. Nur: Die Bemühungen genauso wie die limitierten Möglichkeiten Suu Kyis in der Situation nicht zu sehen, treibt sie in die Hände der Militärs. Zum Leidwesen des ganzen Landes.
Quelle: neues deutschland (ots)