Neues Deutschland: zur Einigung bei Schaeffler
Archivmeldung vom 12.03.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs gibt einen Punkt, an dem sich das linke Sentiment mit der Logik des reinen Marktes trifft: Unternehmer, die sich verspekuliert haben, will man untergehen sehen. Sie sollen selbst einmal erleben, wie es ist, wenn ein anonymer Mechanismus über ein Leben den Stab bricht.
Dann zumal, wenn sie zuvor so selbstherrlich waren wie die Schaeffler-Dynastie. So verständlich dieses Bauchgefühl sein mag, so falsch ist es auch. Statt in Schadenfreude zu verharren und irgendwann festzustellen, dass der Nachbar auf der Zuschauertribüne Guido Westerwelle heißt, muss die gesellschaftliche Linke die Chancen der Krise erkennen und nutzen. Der Schaeffler-Plan der Gewerkschaften geht in die richtige Richtung: Geld gegen strukturelle Zugeständnisse. Das Ziel ist ein VEB neuen Typus': nicht »vom Staat«, von Bürokraten gegängelt, sondern von der Belegschaft mitbestimmt. Nicht nur durch überstimmbare Aufsichtsräte, sondern durch eine Kapitalbeteiligung, die grundlegende Entscheidungen ohne die Beschäftigten unmöglich macht. Sollten sich Schaeffler und die Gewerkschaft auf ein vergleichbares Papier einigen, lohnt es sich, dafür zu kämpfen. Wie günstig die Stunde ist, zeigt die Chronologie: Während noch verhandelt wird, gehen die Gewerkschaften schon an die Öffentlichkeit. Selten saß die Gesellschaft gegenüber dem Kapital an einem derart langen Hebel.
Quelle: Neues Deutschland