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Mittelbayerische Zeitung: zu US-Vorwahlen

Archivmeldung vom 12.01.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.01.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es wäre so schön für Mitt Romney, wenn alles so käme, wie er es sich vorstellt. Mit dem Erfolg bei den zweiten Vorwahlen im Rücken, so glauben er und seine Strategen, könnte er einen Triumphzug durch die anderen Staaten starten und bereits früh im Jahr als Kandidat der Republikaner feststehen. Dann, so der Plan, könnte er sich die restlichen verbliebenen Monate voll und ganz auf den Wahlkampf gegen Barack Obama konzentrieren. Wie gesagt, es wäre so schön für Romney.

Aber er hat dabei die Rechnung ohne den Wirt gemacht, oder, besser gesagt, ohne die ganze Gastwirtschaft. Denn nicht nur wartet auf Romney im besten Fall ein Amtsinhaber im Weißen Haus, der derzeit wieder Oberwasser hat und dessen Kriegskasse prall gefüllt ist. Er hat auch noch fünf weitere republikanische Kandidaten gegen sich, die vom Aufgeben bislang nichts halten. Sicher: Romney hat New Hampshire mit einem klaren Vorsprung gewonnen. Die Chancen, dass er die beiden weiteren Vorwahlen im Januar in South Carolina und in Florida gewinnen kann, stehen nicht schlecht. Aber der knappe Erfolg in Iowa zeigt, dass in erzkonservativen Staaten ein eher gemäßigter Konservativer wie Romney nicht unbedingt der strahlende Held ist. Nicht nur, dass Romney als wankelmütig gilt, weil er seine Meinung etwa zur Abtreibung geändert hat und dafür Schimpf und Spott nicht nur vom politischen Gegner eingefahren hat. "Flip-Flopper", also Wendehals, ist ein wenig charmanter Spitzname, den ihm auch seine Parteifeinde anheften. Außerdem ist Romney Mormone, was für die evangelikalen Christen in den USA fast gleichzusetzen ist mit "Ungläubiger". Und der Einfluss der Evangelikalen unter den Republikanern ist gewachsen in den vergangenen Jahrzehnten; die Tea Party ist nur die extremste Ausgeburt dieser Entwicklung. In den Staaten des "Bible Belt" im Süden der USA werden Kandidaten mit härteren Positionen und konformeren Glaubensbekenntnissen verhindern, dass Romneys Siegeszug ungebremst weiterrollt. Zudem ist Romneys Vergangenheit nicht nur dadurch belastet, dass er mit der Gesundheitsreform aus seiner Zeit als Gouverneur von Massachusetts eine Vorlage für Barack Obamas Gesundheitsreform geliefert hat, die die Konservativen als Sozialismus europäischer Prägung - und damit als Teufelszeug - bezeichnen; Romney war auch Gründer einer Private-Equity-Gesellschaft und wird dafür derzeit von seinen Konkurrenten wie Newt Gingrich als einer der Jobvernichter gebrandmarkt, die Amerika in die Krise geführt hätten. Es ist diese Steilvorlage, die Romney bei einem Duell mit Obama zum Problem werden dürfte: Ein früherer Topmanager und Multimillionär, der zu den Gewinnern der Krise in den USA gehört, als Anwärter für das Präsidentenamt in einer Zeit, wo der Durchschnittsamerikaner weiter Angst um Arbeit, Haus und Zukunft hat, ist eine leichte Beute für Obama und seine Berater, noch dazu, wenn sie sich bereits früh im Jahr auf Romney einschießen können. Denn die Republikaner machen nach wie vor den Fehler, Obama für seine Wirtschaftspolitik anzugreifen. Romney und Co. sprechen weiter von einer falschen Umverteilung von oben nach unten durch den Präsidenten und kritisieren seine Steuerpolitik, die die Reichen be- und die Mittelschicht entlastet. Dabei ist es genau andersherum. Die USA sind in die Krise geschlittert, weil die US-Innenpolitik in den vergangenen 30 Jahren zu oft auf genau die Rezepte gesetzt hat, die alle republikanischen Kandidaten jetzt als Wundermittel dagegen propagieren. Obama sollte sich in diesen Tagen die Rolling Stones aus dem Plattenregal holen. "Time is on my side" wäre ein guter Soundtrack für die kommenden Wochen. Die Zeit ist nämlich auf seiner Seite. Die Argumente gegen Romney liefern die Republikaner selbst. Und auch wenn es nicht Romney wird, besteht die große Chance, dass sich die Präsidentschaftsanwärter weiter so fleißig gegenseitig zerfleischen, wie sie es derzeit bereits tun.

Quelle: Mittelbayerische Zeitung (ots)

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