Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Sponsoring bei ARD und ZDF
Archivmeldung vom 16.05.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSponsoring gibt es, und das ist auch nichts Schlimmes. Außer man streitet sich darum. Dann aber spielt das Sponsoring nicht als solches die große und entscheidende Rolle. Es geht um andere Dinge wie Futterneid, Konkurrenzdenken oder ganz schlicht und einfach... um Geld.
Sponsoring gehört zum täglichen Leben dazu, ist aus der Öffentlichkeit nicht mehr wegzudenken. Was wäre so mancher Verein ohne seinen Sponsor, der mal einen Satz Trikots spendiert; was könnte eine Kunstsammlung an Aktionen ausschließen, gäbe es nicht Menschen oder Institutionen, die mit einer Finanzsspritze oder auch mit Sachspenden aushelfen? Sozialsponsoring, Ökosponsoring oder Wissenschaftssponsoring, die Formen sind vielfältig. Und im Medienbereich wird das Programm- und Onlinesponsoring als spezifische Form der Werbung genutzt. Genau hier ist neuerdings wieder Streit ausgebrochen, ums Sponsoring bei ARD und ZDF nach 20 Uhr. Und das nicht nur zwischen den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunkanstalten und den Privatsendern. Jürgen Doetz, Präsident des Verbandes Privatsender, fordert mal wieder »kommerzielle Beschränkungen für die gebührenfinanzierten Anstalten«. Und natürlich wiederholt er die (ur)alte Forderung: »Weg mit der Werbung, klarer Programmauftrag« (für ARD und ZDF). Auch in der Politik, wen wunderts, gibt es unterschiedliche Meinungen. Selbst die ARD ist sich untereinander nicht einig. WDR-Intendantin Monika Piel wagte sich mutig mit ihrer Forderung vor, das abendliche Sponsoring im Ersten abzuschaffen. Dieses wiederum rief Fritz Raff, den Kollegen vom Saarländischen Rundfunk, auf den Plan. Abschaffung geht auf Kosten der kleinen Sender, ließ er hören. Wirklich? Ein Ende der abendlichen Sponsoring-Praxis hat jüngst auch SPD-Chef Kurt Beck verlangt, der als rheinland-pfälzischer Ministerpräsident Vorsitzender der Rundfunkkommision der Länder ist. Klingt wie ein Machtwort, ist es natürlich nicht. Nur: die Stimmen mehren sich, auch was die Ausgestaltung einer neuen Regelung anbelangt. Kann es oder sollte es Ausnahmen geben? Es wird sich, hoffentlich bald, zeigen. Die Diskussion lässt zunächst vermuten, dass es sich hier um einen gewaltigen Batzen Geld handelt, dessen ARD und ZDF verlustig gehen würden. Doch weit gefehlt: die Sponsoring-Gelder machen nun wirklich nicht den großen Happen im Budget aus. Somit können wir getrost darauf verzichten, dass uns eine Bierfirma den Krimi an Herz legen muss, ein Mundwasser zum gefühlvollen Film dazu gehört oder sich das Wetter wirklich nur ertragen lässt, wenn es von einem Geldinstinstitut präsentiert wird. Also: schafft das Sponsoring nach 20 Uhr bei ARD und ZDF ab. Lasst uns den Abend genießen. Das kann aber nicht zeitgleich heißen, dass der Ruf nach einer Gebührenerhöhung wieder laut werden muss. Nein, hier darf darauf verwiesen werden, dass das Einsparpotential der Sender noch nicht ausgeschöpft ist.
Quelle: Westfalen-Blatt