Neues Deutschland: zum bundesweiten Ärztestreik
Archivmeldung vom 20.10.2005
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.10.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWenn die Klinikärzte die Trillerpfeife in den Mund stecken und ihre Organisation, der Marburger Bund, stündlich eine Pressemitteilung herausgibt, nimmt man in den Medien für gewöhnlich Haltung an. Niemand will sich den Vorwurf machen lassen, kein Verständnis für die überlasteten, unterbezahlten und von der Gesundheitspolitik abgestraften Spitzenmediziner zu haben.
Den
demonstrierenden Vertretern von fast 170 000 Ärzten an
Universitätskliniken und Krankenhäusern ist hohe Aufmerksamkeit
gewiss. Wer kann schließlich nachprüfen, ob ihre Gehälter so
unzumutbar sind, wie die Standesorganisationen angeben? Sind die
Überstunden tatsächlich so unvermeidlich? Ist die Ärzteflucht nicht
auch strukturellen Problemen und anachronistischen
Chefarzt-Hierarchien geschuldet? Man wird das wenigstens fragen
dürfen, denn im Pflegebereich oder in den für die Krankenhäuser
zuständigen Ländern tut man das schon lange.
 Bei 1,2 Millionen Pflegekräften gibt es ebenfalls Probleme.
Ihre Tarife unterscheiden sich schwer von denen ihrer akademisch
ausgebildeten Kollegen. Auch sie stehen in einigen Bundesländern im
Streik oder kurz davor. Droht man einer Krankenschwester mit dem
Verlust von mehreren hundert Euro im Monat, kann das die Existenz
bedrohen. Zum Bedauern vieler Pflege-Mitarbeiter kämpft allerdings
die gut aufgestellte Ärzte-Lobby in den meisten Bundesländern vor
allem für sich selbst. Und das ist wohl zu kurz gepfiffen.
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland