WAZ: Lernen von Amerika
Archivmeldung vom 06.02.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie eher bescheidene Wahlbeteiligung in den vergangenen Jahren preist die Deutschen nicht unbedingt als leidenschaftliche Demokraten. Dass "Parteienverdrossenheit" zum festen Vokabular gehört, rundet das Bild ab.
Das hat viele Gründe. Einer ist in der fehlenden Transparenz
parteiinterner Abläufe zu finden. Wenn etwa Spitzenkandidaten von
kleinen, intimen Zirkeln festgelegt werden, kann es die Lust an
Politik vergällen.
Nicht alles, was Amerika vormacht, ist gut; aber vieles auch
nicht schlecht. Die aktuellen Vorwahlen finden, obwohl in der Ferne,
bei uns ein erstaunlich großes Interesse. Warum? Weil es ebenso
frisch wie spannend ist, wie sich Politik dort präsentiert. Und weil
es das Gefühl gibt: Mitmachen, mitwirken, mitwählen kann Dinge
bewegen.
Man muss dem amerikanischen Vorwahl-Rummel nicht nacheifern
wollen. Doch mehr Basismitwirken könnte unserem Politikbetrieb nicht
schaden. Wo Parteien bereits auch hier zu Lande ihre Kandidaten per
Urwahl bestimmten, wurde Interesse an Personen und politischen
Inhalten geweckt. Was übrigens gegen "Politikverdrossenheit" nicht
das Schlechteste ist.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Rolf Potthoff)