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Börsen-Zeitung: Bilder einer Krise

Archivmeldung vom 30.04.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die britische Hypothekenbank HBOS schreibt 3,6 Mrd. Euro ab und erhöht ihr Kapital um reichlich 5 Mrd. Euro. Das letzte Zahlenwerk des führenden US-Baufinanzierers Countrywide vor der Übernahme durch die Bank of America wird durch Abschreibungen in Milliardenhöhe und einen hohen Verlust verschandelt.

Die Dresdner Bank muss weitere Wertberichtigungen von knapp 900 Mill. Euro bei strukturierten Finanzprodukten verkraften. Der Mittelstandsfinanzierer IKB hat im ersten Geschäftshalbjahr 2007/08 einen Verlust von 1 Mrd. Euro eingespielt. Und die Deutsche Bank meldet fürs erste Quartal Wertanpassungen von 2,7 Mrd. Euro und einen Verlust von 141 Mill. Euro, der sogar sechs Mal höher ausgefallen wäre, hätte der Branchenprimus nicht weiteres Tafelsilber verscherbelt, das teilweise ohnehin schon Patina angesetzt hatte: Anteile unter anderem an Allianz, Daimler und Linde.

Bilder einer Krise, Schnappschüsse eines einzigen Tages. Wenn man kein völlig abgestumpfter Zeitgenosse ist, sind es auch im zehnten Monat der Turbulenzen an den globalen Finanzmärkten immer noch Bilder der Exzesse und der Extreme: schockierend, vielfach aber auch irreführend und in hohem Maße erklärungsbedürftig. Ein Beispiel für das Stichwort "schockierend": Die Erträge des Bereichs Corporate Banking & Securities der Deutschen Bank, der wesentliche Aktivitäten des Investment Banking umfasst, sind auf ein Siebtel des Vorjahreswertes von 6,1 Mrd. Euro zusammengeschnurrt. Das heißt: Nennenswerte Teile des Bankgeschäfts, von dem branchenweit zehntausende Mitarbeiter und ihre Familien leben, sind zum Non-Event degeneriert.

Zum Stichwort "erklärungsbedürftig": Hätte die Deutsche Bank so bilanziert, wie es viele namhafte Wettbewerber tun, nämlich ausgiebig die Fair-Value-Option für eigene Verbindlichkeiten genutzt, könnte sie für das katastrophale erste Quartal einen Vorsteuergewinn von 1,7 Mrd. Euro ausweisen anstelle des Verlusts von 254 Mill. Euro. Doch selbst mit ihren tatsächlichen Bewertungskorrekturen und dem Fehlbetrag, auch wenn beides keine Peanuts sind, steht die Deutsche im internationalen Vergleich noch höchst respektabel da. Von einem Kapitalerhöhungsbedarf ist sie Lichtjahre entfernt.

Ach ja: Das Bankhaus Sal. Oppenheim legte am Dienstag das beste Ergebnis der 219-jährigen Unternehmensgeschichte vor. Auch solche Bilder gehören zu dieser Krise.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Bernd Wittkowski)

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