Lausitzer Rundschau: Regierung will Schulden per Gesetz verhindern: Schlechtes Vorbild
Archivmeldung vom 21.10.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas glasklare Urteil der Karlsruher Richter gegen zusätzliche Entschuldungshilfen für das Land Berlin hat die politische Einsicht zur Besserung befeuert: Aus dem Bundesfinanzministerium kommt die Forderung nach einem Gesetz, um zu verhindern, dass Länder überhaupt in eine Haushaltsnotlage kommen.
Eine Verletzung definierter Vorgaben würde mit Sanktionen geahndet.
So gut diese Idee ist, so schlecht ist das Vorbild des Urhebers. Es
war das Bundesfinanzressort, das im Vorjahr in Brüssel mit allen
diplomatischen Mitteln für eine Aufweichung des EU-Stabilitätspakts
sorgte. Weil dem einstigen Musterknaben Deutschland selbst
finanzielle Strafen drohten, wurde das Verschuldungskriterium
kurzerhand "flexibler" interpretiert. Auch die neue Bundesregierung
hat nicht wirklich akut gespart. Dank der unerwartet kräftig
sprudelnden Steuerquellen fällt das im Moment aber kaum auf. Dabei
gilt für den Bund genauso wie für die Länder, das eine Sanierung der
Haushalte besonders in wirtschaftlich guten Zeiten geboten ist.
Zweifellos hat Karlsruhe die Latte für ein gegenseitiges finanzielles
Einstehen der Länder höher gelegt. Diese Tatsache wird auch die
anstehenden Verhandlungen über den finanziellen Teil der
Föderalismusreform erheblich beeinflussen. Reiche Länder wie Bayern
und Baden-Württemberg sehen sich als Zahlmeister schon durch den
geltenden Finanzausgleich über Gebühr belastet. Der Verteilungskampf
wird also neu entfacht. Klar ist allerdings auch, dass arme Provinzen
wie Berlin bei allen verschärften Sparbemühungen nicht in die Pleite
getrieben werden können. Dafür steht das föderale System von Bund und
Ländern.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau