Lausitzer Rundschau: Diskussion über Jugendgewalt und Killerspiele Spiele machen keine Mörder
Archivmeldung vom 08.12.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.12.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDass es einen Zusammenhang zwischen Ausbrüchen fassungslos machender Brutalität von Jugendlichen und dem Gebrauch gewaltverherrlichender Computerspiele gibt, scheint auf dem ersten Blick kaum von der Hand zu weisen. Die Amokläufer von Erfurt und Emsdetten etwa haben diese Art der Freizeitbeschäftigung bis zum Exzess betrieben.
Der Umkehrschluss indes wäre fatal. Denn natürlich
ist nicht jeder Ballerspieler ein potenzieller Amokläufer. Nur eine
winzige Minderheit neigt zu Gewalt. Experten berichten zudem, dass
die Zahl der Amokläufe in den vergangenen Jahren nicht zugenommen
hat. Auch wenn es im Augenblick angesichts zahlreicher
Trittbrettfahrer-Meldungen so scheint, als ob überall jugendliche
Bluttäter lauern. Dass die Polizei allen Hinweisen nachgeht, ist
richtig. Ebenso, dass Mädchen und Jungen, die sich mit einer
Amokdrohung im Internet nur mal so einen "Scherz" erlauben, hart
bestraft werden. Andere mit dem Tod zu bedrohen, darf niemals als
Kavaliersdelikt behandelt werden - auch wenn es nicht ernst gemeint
ist.
Aktionismus und Ignoranz einiger Politiker vor allem in Bayern und
Niedersachsen allerdings sind deprimierend. Sie rufen nach Verboten
und verschärften Gesetzen. Vielleicht sollten sich jene, die sich von
ihrer Initiative eine rasche Lösung des Problems erhoffen, mal
erinnern, dass bereits 2004 nach dem Erfurter Amoklauf die
Vorschriften über die Verbreitung von solchen Spielen im
Strafgesetzbuch in ihrem Sinne verschärft worden sind. Dabei
bestreitet niemand, dass weitere ständige Wachsamkeit zum
Jugendschutz wichtig ist. Nur sind Verbote eben kein Allheilmittel.
Jeder, der sich an seine Jugendzeit erinnert, weiß, dass allzu oft
gerade das nicht Erlaubte bei Mädchen und Jungen Interesse weckt.
Mögliche Folge von Verboten: Sie spielen im Internet dann halt
"verbotene Killerspiele". Und niemand kann das Netz wirklich
lückenlos überwachen.
Nein, es gibt sie nicht - die einfache Lösung. Spiele allein machen
aus jungen Menschen jedenfalls keine Mörder. Gefährlich wird es, wenn
sie wie die Amokläufer von Erfurt und Emsdetten regelrecht in ihre
bizarre, blutige Spielewelt eintauchen, mit ihr verschmelzen und
Bezüge zur Umwelt, zu ihren Eltern, ihren Klassenkameraden verlieren.
So etwas passiert nicht von heute auf morgen und kann mit keinem
Verbot der Welt verhindert werden. Das soziale Umfeld der Schüler,
ihre Lebenserfahrungen prägen ihr Handeln und ihre Entwicklung
entscheidend. Aufmerksame und liebevolle Eltern, engagierte Lehrer
und Ausbilder machen Kinder und Jugendliche stark. Und wer sich
akzeptiert und angenommen fühlt, wird kaum die Neigung verspüren,
andere Menschen zu verletzen oder gar zu töten.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau