Rheinische Post: "Trümmerfrauen"
Archivmeldung vom 03.11.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZu den ärgerlichen Mäkeleien der früheren FDP-Staatsministerin Hamm-Brücher an der bravourösen Rolle der "Trümmerfrauen" in den vom Krieg zerstörten deutschen Städten fällt einem eine Gesellschaftskritik von Joseph Ratzinger (heute: Benedikt XVI.) ein: "Das Große und Edle ist von vornherein verdächtig, der Verdacht die eigentlich moralische Haltung."
Am Katschhof in Aachen, aber nicht nur dort, wird der Mädchen und Frauen zwischen 15 und 50 gedacht, die ab 1945 entweder auf Anordnung der Siegermächte oder freiwillig in den zerbombten Innenstädten mit Schaufeln, Spitzhacken oder gar mit bloßen Händen Schutt räumten. Was treibt die 88-jährige, von Haltung und Gesinnung her gleichbleibend damenhafte, aus der FDP ausgetretene Liberale dazu, Frauen vom Sockel stoßen zu wollen, die dort unzweifelhaft hingehören? Wir haben es wohl bei Hildegard Hamm-Brüchers "Trümmerfrauen"-Diagnose ("werden überschätzt") mit einer Mischung aus historischer Fehlsichtigkeit und der von Altersmilde nicht gedämpften Lust zu tun, gegen den Strich zu bürsten und das per se für honorig zu halten. Die Sonderling-Attitüde Hamm-Brüchers war stets anregend. Nur, die "Trümmerfrauen" sind davor in Schutz zu nehmen.
Quelle: Rheinische Post