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Börsen-Zeitung: Boutons Ausreden

Archivmeldung vom 25.01.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.01.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Fußballer Jürgen Wegmann formulierte es einst so: "Erst hatten wir kein Glück, dann kam noch Pech dazu." Oder mit den Worten von Weltmeister Andy Brehme: "Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß." Was das mit der Finanzwelt zu tun hat? Ganz einfach: Haste 'ne Subprime-Krise und musst eh schon 2 Mrd. Euro abschreiben, haste auch noch 'nen Betrugsschaden von 5 Mrd. Euro.

Oder: Erst müssen wir die betrügerisch eingegangenen Risikopositionen glattstellen, dann kommt auch noch ein Aktiencrash dazu. "Pech gehabt", meint Daniel Bouton und verweist auf Murphys Gesetz: Läuft etwas schief, läuft alles schief. Doch irgendwie klangen die Ausreden der ehemaligen Kicker glaubwürdiger als beim Chef der Société Générale. Zudem fielen die Balltreter in der Regel nicht obendrein durch Arroganz auf, sondern zeigten immerhin so etwas wie Demut.

Auch wenn Bouton seinen Rücktritt angeboten hat (den der Verwaltungsrat ablehnte): So kann man sich nicht aus der Affäre stehlen. "Ein kleiner Händler" verzockt an allen internen und externen Kontrollen vorbei fast 5 Mrd. Euro, die Bank muss die irgendwann doch entdeckten Positionen auflösen und verschärft damit die Turbulenzen am Aktienmarkt, dann bittet sie die Aktionäre mit 5,5 Mrd. Euro zur Kasse - und geht mehr oder weniger zur Tagesordnung über.

Man kann in diesen Wochen wirklich den Glauben an die Banken verlieren. Das hat weniger mit den Milliardenbelastungen an sich - sei es aus Subprime-Engagements, sei es aus einem rekordverdächtigen Betrugsfall - zu tun. Gründe sind vielmehr Systemfehler, die in einigen Häusern zu einem Debakel geführt haben, teilweise - wie nun in Frankreich - das Ausbleiben von Konsequenzen und nicht zuletzt die Kommunikation der ganzen Vorgänge. Wie wollen Banken normalen Menschen diese Schieflage im Kontrollsystem erklären: Ein Mittelständler, der ein paar hunderttausend Euro Kredit braucht, muss - sicher auch bei der SocGen - jedes Detail seiner Finanz- und Risikosituation entblößen und wird fortan nie mehr den Argusaugen des Geldgebers entkommen. Doch ein untergeordneter Händler kann 5 Mrd. Euro verbraten, bevor es auffällt? Würde ein derartiges totales Kontrollversagen in der Deutschen Bank ruchbar: Josef Ackermann und Chief Risk Officer Hugo Bänziger blieben nicht eine einzige Stunde länger im Amt. In Frankreich aber sagt man lapidar: "Pech gehabt".

Quelle: Börsen-Zeitung (von Bernd Wittkowski)

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