Neues Deutschland: Irak/Iran
Archivmeldung vom 04.09.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.09.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Ignoranz des ersten Mannes der USA ist bemerkenswert. Mindestens 38 Todesopfer waren allein am Wochenende in Irak zu beklagen. Ein nahezu zeitgleich vorgelegter Pentagon-Bericht spricht von 15 Prozent mehr Angriffen pro Woche im letzten Quartal als zu Jahres beginn. Einen Bürgerkrieg sieht George Bush trotzdem nicht.
Sicher wird dem USA-Präsidenten eine gewisse Weltfremdheit
zugeschrieben. Die Folgen einer realistischen Bewertung der Situation
in Irak vermag er aber sehr wohl abzusehen: Sie wäre das
Eingeständnis, dass das Vorgehen Washingtons auf der ganzen Linie
gescheitert ist. Der Krieg hält an, Zivilisten und Soldaten sterben
weiter bei Anschlägen und Angriffen, eine unabhängige und
handlungsfähige Regierung ist nicht zu erkennen. Ganz abgesehen
davon, dass das Lügengebäude, mit dem der Überfall auf Irak begründet
wurde, wie ein Kartenhaus zusammengebrochen ist.
Zur Ignoranz gehört ebenso, zur Konzeptionslosigkeit des
weiteren Vorgehens im Mittleren Osten zu schweigen. Klar ist nur,
dass weitere Soldaten für den unbeliebten Job im Zweistromland
rekrutiert werden sollen. Was nach einem Ende der Besatzung kommt,
weiß man weder im Weißen Haus noch im Außenministerium oder Pentagon.
Zugegeben wird das natürlich nicht. Schließlich bereitet man sich
derzeit auf die »Mission Iran« vor. Und auch dabei reichen die
Washingtoner Strategien vermutlich nicht weiter als bis zu
Militärschlägen gegen Teheran.
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland