Börsen-Zeitung:zu den Auswirkungen der Subprime-Krise auf die internationalen Finanzmärkte
Archivmeldung vom 27.07.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Finanzwelt ist aufgeschreckt. Nach der gescheiterten Platzierung von Schuldverschreibungen Chryslers und des Pharmaunternehmens Alliance Boots über gut 20 Mrd. Dollar ist der an Wall Street präsentierte Film von der schönen neuen Buyout-Welt gerissen. Zum Käuferstreik kam es schon, als Banken die Sicherheiten der auf Subprime-Darlehen fokussierten Hedgefonds von Bear Stearns verwerten wollten.
Dies sei nur ein temporäres Liquiditäts-, aber beileibe kein Kreditproblem, argumentierten sonnige Gemüter damals - als sei das eine nicht die Folge des anderen. Grundsätzlich hat es nur sein Gutes, wenn Investoren wieder
realistische Entschädigungen für Risiken fordern: Finanzinvestoren,
die sich bei den Gläubigern zuletzt allerhand herausnahmen, kommen
zur Räson. Ihre Banken schauen vor der Zusage von
Zwischenfinanzierungen etwas genauer hin, und allgemein schieben
steigende Zinsen einer Fehlallokation von Kapital im großen Stil wie
im Subprime-Hypothekenmarkt einen Riegel vor.
Je kopfloser die Anleger aus dem Markt flüchten, umso eher droht
aber eine allgemeine Kreditklemme. Und wer sagt, dass der Markt mit
Augenmaß agiert, speziell nach der jüngsten Phase extremen
Risikoappetits? Ginge es nach dem herkömmlichen Drehbuch, müssten
Banken und Finanzinvestoren den Anlegern mit ihren Konditionen nun so
weit entgegenkommen, bis die Papiere am Markt loszuschlagen sind -
selbst wenn das Ergebnis enttäuscht. Indem die Wall-Street-Häuser die
Risiken, wie schon Bear Stearns im Falle ihrer Hedgefonds, aufs
eigene Buch nehmen, gehen sie eine gewagte Wette ein: dass der Wind
schon wieder drehen wird und sie die Papiere später zu
emittentenfreundlichen Konditionen platzieren können. Dafür spricht
zumindest im Augenblick wenig. Nicht nur die Renditen von
Ramschanleihen sind in den zurückliegenden Wochen gesprungen, selbst
die Spreads von mit "AA" bewerteten Unternehmensanleihen hat die
wachsende Risikoscheu der Investoren hochgetrieben. Hält dieser Trend
an, dann gilt für die Banken: Kredite an die Junk-Bond-Emittenten von
heute sind Abschreibungen von morgen.
Die ohnehin verängstigten Investoren verunsichert dieses Spiel auf Zeit nur zusätzlich. Denn ihnen wird wieder einmal die Bildung eines Marktpreises vorenthalten. Die Folgen ließen sich gestern im Ausverkauf am US-Aktienmarkt besichtigen.
Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung