Lausitzer Rundschau: Ex-Stasi-Leute bei der Polizei
Archivmeldung vom 25.07.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittManchem wird die Debatte wie verschüttete Milch vorkommen. Was soll nach 20 Jahren die Frage nach einer Stasivergangenheit von Polizisten, die ihren Job machen? Vor allem dann, wenn es juristisch kaum eine Möglichkeit zur Korrektur gibt.
Es geht nicht um späte Rache, sondern um Glaubwürdigkeit und Aufrichtigkeit, gerade in einem so sensiblen Bereich wie der Polizei. Und dazu gehört das Eingeständnis, die Überprüfung stasibelasteter Polizisten ist nicht so abgelaufen, wie viele Bürger es geglaubt und auch erwartet haben. Sicher haben dabei ganz objektive Probleme wie der in den 90er-Jahren noch wenig erschlossene Aktenbestand eine Rolle gespielt, aber wer sich mit diesem Teil der Vergangenheitsbewältigung beschäftigt, dem weht auch der Hauch von schneller Versöhnung und Verzeihen entgegen. Warum mussten damals überhaupt hauptamtliche Stasioffiziere übernommen werden? Warum musste man Leute, die der Stasi oft erst wenige Jahre zuvor einen Treueeid geschworen hatten, gleich wieder schwören lassen? Und was hatte ein ehemaliger Schließer des Stasiuntersuchungsgefängnisses bei der Polizei zu suchen? Auch wenn er dort niemandem persönlich ein Haar gekrümmt hat, ehemalige Insassen erinnern sich an diese Gefängnisse nur mit Schrecken. Und wer sich nicht mehr vorstellen kann, wie es dort zuging, der kann es in der Potsdamer Innenstadt in einem Museum besichtigen. Vielleicht sind aus den ehemaligen Stasileuten im Polizeidienst inzwischen wirklich Demokraten geworden. Vielleicht auch nicht. Ein fader Beigeschmack und Zweifel bleiben.
Quelle: Lausitzer Rundschau