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Börsen-Zeitung: Tiefstapler, Kommentar zur DZ Bank

Archivmeldung vom 01.09.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.09.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste - das mag sich Wolfgang Kirsch, Chef der DZ Bank, gedacht haben, als er sich bei der Vorlage der Halbjahreszahlen an die Eigner, also vor allem Volks- und Raiffeisenbanken, wandte.

Dass die zweitgrößte Bank Deutschlands allein wegen der Kosten der Mammutfusion mit der WGZ Bank in diesem Jahr nicht wieder die mit Abstand ertragsstärkste Bank Deutschlands werden könnte, war schon lange klar. Dass Kirsch nun die Prognose von etwa 1,5 Mrd. Euro noch einmal vorsichtiger formulierte, ist typisch für ihn: Er ist eher Tiefstapler als Schaumschläger. Bislang hat er seine zurückhaltenden Prognosen immer übertroffen. Und dank seiner umsichtigen Führung hat die DZ Bank wirklich gute Aussichten.

Im herausfordernden Umfeld von Niedrigzins, steigendem Regulierungsdruck und dem notwendigen digitalen Wandel ist der nach zig gescheiterten Anläufen unter seiner Ägide geglückte Zusammenschluss mit der WGZ Bank die beste Voraussetzung für ein zukunftsfestes Fundament. Das Fundament wird jetzt noch einmal verstärkt durch die geplante Fusion der Immobilientöchter. Auch die rechtzeitige Festlegung auf den Führungswechsel im Vorstand Ende 2018, wenn Kirsch das Zepter an Cornelius Riese und Uwe Fröhlich überreicht, stärkt das Gebilde der DZ Bank Gruppe ebenso sehr wie der Generationswechsel im Aufsichtsrat.

Ein geschickter Schachzug war es auch, durch den doppelt besetzten Vorstandssessel das komplizierte Konstrukt der geplanten Holding personell aufzusplitten sowie das ganze Projekt geräuschlos nach hinten zu verschieben. Denn wiewohl von manchen Eignern im Zuge der Fusion erwünscht, man wäre ja mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn man eine doppelte Steuer- und Aufsichtsbelastung für die Holding in Kauf nähme. Man hat ja nichts zu verschenken, auch wenn die DZ Bank nach der Deutschen Bank als größtes deutsches Kreditinstitut das zweitbeste Halbjahresergebnis ablieferte vor der KfW als Dritte nach Größe und Gewinn.

Es gibt genug andere Hausaufgaben, die wichtiger für die Zukunft der DZ Bank sind. Neben Vollzug der WGZ-Fusion und Bewerkstelligung der Immobilienfusion gilt es schließlich, das aktuelle Sorgenkind DVB Bank wieder in ruhige Gewässer zu bekommen. Nach der Kapitalerhöhung und dem Squeeze-out stehen bei dem Schiffsfinanzierer weit reichende Aufräumarbeiten bevor. Auch das Problem wird das genossenschaftliche Spitzeninstitut lösen, gründlich und ohne viel Wirbel.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Silke Stoltenberg

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