Lausitzer Rundschau: Zu Hartz IV/Klageflut/Sozialgerichte: Explosionsgefahr
Archivmeldung vom 02.01.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.01.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDass es mit den verschärften Vorschriften für Arbeitslose im Zusammenhang mit Hartz IV zu Klagen kommen würde, überrascht nicht. Wohl aber ist die Anzahl der gerichtlichen Auseinandersetzungen auffällig. Viele Webfehler der mit heißer Nadel gestrickten Hartz-IV-Reformen haben zu einer Welle von Klagen geführt.
Fast immer geht es
dabei um das Arbeitslosengeld (Alg) II. Die Sozialgerichte in
Brandenburg und Sachsen, darunter auch das Gericht in Cottbus, werden
auch in diesem Jahr Mühe haben, den Berg von Akten, der sich da auf
den Richtertischen auftürmt, abzuarbeiten. Sozialverbände, Mieter-
und Verbraucherschützer beklagen vor allem die Vielzahl der
offensichtlich fehlerhaften Bescheide aus den Jobcentern der
Arbeitsagenturen und der Bewilligungsstellen der Landkreise und
Städte für das Alg II. Das ist nicht in erster Linie Schuld der
Angestellten in den Behörden und Ämtern, sondern Ausdruck unklarer
gesetzlicher Regelungen. Ob Hartz IV ein Reich der Willkür ist, wie
der Deutsche Mieterbund behauptet, sei dahingestellt. Sozialen
Zündstoff bergen die Reformen noch immer in sich, wie die Klagewelle
belegt. Die Richterinnen und Richter müssen in den nächsten Wochen
und Monaten nun einen Spagat hinkriegen: gründlich prüfen und
gleichzeitig zügig entscheiden. Schließlich geht es um das Geld
derer, die es am nötigsten brauchen: die Alg-II-Empfänger. Wachsen
die Aktenberge weiter an, könnte der Zündstoff, der darin steckt,
bald explodieren.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau