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Börsen-Zeitung: Ende der Einzigartigkeit

Archivmeldung vom 22.07.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.07.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Roche hat lange mit sich über den Entscheid, die Biotechtochter Genentech vollständig zu übernehmen, gerungen. Das hat Franz Humer, Verwaltungsratspräsident des Basler Pharmakonzerns, eingestanden.

Er und das Konzernmanagement beeilten sich zu versichern, dass dieser Schritt keinen Bruch mit der bisherigen Strategie des Konzerns darstelle; diese Transaktion sei eine Weiterentwicklung des Geschäftsmodells, erklärte die Führungsspitze.

Das ist eine Beschönigung. In der Tat hat die Führung von Roche immer wieder die Einzigartigkeit ihres Ansatzes im Vergleich zu anderen Pharmamultis hervorgehoben: Der Basler Konzern soll danach der Mittelpunkt eines Netzes von (Mehrheits-)Beteiligungen und Kooperationen sein, deren einzelne Glieder Freiheiten, speziell in der Forschung, genießen und sich gegenseitig anstacheln.

Als Paradebeispiel dafür stand die Biotechtochter Genentech. Als Roche 1990 eine Mehrheit an der US-Firma erwarb, galt das als sehr gewagter Schritt. Seither ist aus Genentech der eigentliche Motor des Erfolgs von Roche geworden: So wuchs die Tochter im vorletzten Jahr und im vergangenen Turnus jeweils währungsbereinigt rund doppelt so schnell wie das Stammhaus in Basel. Von ihr stammen unter anderem die drei meistverkauften Medikamente des Konzerns, die Krebsmittel Mabthera, Herceptin und das besonders vielversprechende Avastin. All diese Mittel werden von Genentech in den USA selbst und darüber hinaus von Roche vertrieben.

Nun aber droht das Szenario, dass Genentech, die gemessen am Übernahmepreis gut 100 Mrd. sfr wert ist, irgendwann zu dominant wird. Schließlich bringt der Mutterkonzern 150 Mrd. sfr auf die Waage - eine paradoxe Situation in Bezug auf die Machtverhältnisse, die der Roche-Führung offenbar Angst gemacht hat. Humer musste sich auch fragen lassen, ob Genentechs Erfolg nicht zuviel Neid im Stammhaus ausgelöst hat und die Konkurrenzsituation kontraproduktiv zu wirken begann, statt zu höheren Leistungen anzustacheln.

Ungeachtet der wortreichen Beteuerungen (wie zum Beispiel: "Die einzigartige Forschungskultur von Genentech bleibt erhalten") wird Genentech nun ein- und angebunden. Damit droht Roche aber, ihren Nimbus, alles anders und besser zu machen als die Konkurrenten, zu verlieren.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Andreas Kälin)

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