Neues Deutschland: zur Nominierung von Barack Obama als Präsidentschaftskandidat
Archivmeldung vom 29.08.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWie geschlossen die Demokraten an diesem Abend wirklich hinter ihrem Präsidentschaftskandidaten Barack Obama standen, wird man nie erfahren.
Als die Abstimmung der Einzelstaaten bei New York angelangt war, schlug seine schärfste Rivalin Hillary Clinton den Weg der Akklamation vor, und alles ging im Jubel unter. Zuvor hatte auch der ausgewiesene Obama-Skeptiker Bill Clinton seinen Segen gegeben. Obamas formale Krönung war fraglos ein historischer Moment für die USA. Zum ersten Mal in ihrer von Rassismus geprägten Geschichte könnte ein schwarzer Politiker das Weiße Haus erobern. Doch ob aus dem 47-Jährigen mehr wird als eine historische Fußnote, ist offener denn je. Nicht nur, dass Obama am Tag der Tage alle der zum Teil noch immer enttäuschten 18 Millionen Clinton-Fans aus den Vorwahlen braucht. Sein einst komfortabler Vorsprung in den Umfragen vor dem konservativen Rivalen John McCain ist zu einem Nichts geschrumpft. Und spätestens am Montag werden die Republikaner mit ihrer Nominierungsshow die Schlagzeilen bestimmen. Dann wird Obama nach seinem großen Auftritt in Denver im Bus durch die politischen Niederungen von Ohio, Pennsylvania und Michigan touren und mühsamen Wahlkampf für einen Neuanfang und gegen alte Vorbehalte machen. Die unerbittlichen Fragen des Alltags werden die Krönungsfeier schnell vergessen lassen, und der Kandidat ist noch so manche Antwort schuldig.
Quelle: Neues Deutschland