Westfalenpost: Fahrstuhl nach unten
Archivmeldung vom 12.06.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs war einmal eine große, stolze Partei. Die ließ nichts unversucht, sich klein zu kriegen. Man könnte fast Mitleid mit der SPD haben. Doch die immer tieferen Umfragelöcher sind vorwiegend hausgemacht. Erst hatte man nicht wirklich Glück mit der Wahl des Vorsitzenden, dann kam dessen Unvermögen dazu.
Kurt Beck ist ein freundlicher Mann, er ist stets bemüht, als Chef im Bundesring bekommt er aber nichts auf die Reihe. Die linke Nahles denkt, Beck glaubt, dass er lenkt. Zumindest tut er so. Der Schlingerkurs - sozial links, Mitte links, grundsätzlich links, oder wie oder wann? - ist Garant für die Fahrt nach unten. Das ist bitter für die Sozialdemokraten und nicht gut für das Land. Becks Fremdeln mit dem Berliner Parteienbetrieb schadete ihm bei den SPD-Mitgliedern nicht unbedingt. Sein Einerseits-Andererseits-Kurs gegenüber Lafontaines Linkspartei - willkommene Umsturzhelfer gegen Köhler, als Koalitionspartner vorerst Igitt - wird ihm jedoch von vielen übel genommen. Die Basis weiß nicht, was und wem sie glauben soll und wohin der Weg geht, sie ist verunsichert und gespalten. Dass Forsa-Chef Güllner "seine" SPD immer noch schlechter dastehen sieht als andere, kommt erschwerend hinzu. Die Steinbrückmeiers, in der Mitte verankert, halten sich zurück. Vorsicht ist die Mutter der Machtkiste. Was also ist zu tun? Augen auf und durch, möchte man raten: Bald sollte klar sein, wer gegen Merkel verliert, wenn kein Wunder geschieht. Steinmeier wird Kanzlerkandidat, Beck bleibt Parteichef, Müntefering steigt mit ins Führungsboot - das kann ein Weg aus dem Tal der Verzagtheit sein.
Quelle: Westfalenpost (von Bodo Zapp)