Westfalenpost: Fragwürdig Rasches Ende des Gasstreits
Archivmeldung vom 05.01.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNachrichten vom Ende eines Streits haben etwas Beruhigendes. So auch die vom Kompromiss, den die Streithähne in Russland und der Ukraine gefunden haben.
Dabei waren es sicherlich nicht reine Klugheit und besänftigende
Einsicht beider Seiten, die eine weitere Eskalation der
Auseinandersetzung gestoppt haben. Die hatte sich immerhin innerhalb
kürzester Zeit zu einem Gemisch aus imperialem Gehabe, Erpressung,
gockelhafter Machtdemonstration, politischer Rache und
Diebstahlvorwürfen entwickelt, einer auf mittlere Dauer höchst
explosiven Mixtur also.
Nein, es war wohl vorwiegend Druck, der die Einigung bewirkt hat. So
wie der Druck in den Pipelines kurzfristig abfiel, so stieg der Druck
Europas speziell auf den russischen Gasprom-Konzern und die hinter
diesem stehende Staatsmacht. Die blitzartig sich verbreitende
Erkenntnis von zu großer Abhängigkeit vom russischen Gas und damit
einer potenziellen Geiselhaft europäischer Staaten hat zu schnellen
Reaktionen geführt. Erfolgreich, zunächst jedenfalls, weil zwei
Präsidenten gerade noch einen massiven Gesichtsverlust vermeiden
konnten.
Die als Lösung präsentierte Mischkalkulation erscheint jedoch derart
fragwürdig, dass das Beruhigende schnell wieder schwinden könnte.
Seien wir also nicht überrascht, wenn Gas erneut als politische Waffe
eingesetzt wird; vielleicht nicht ganz so plump wie dieses Mal.
Quelle: Pressemitteilung Westfalenpost