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WAZ: Der Scharia trotzen

Archivmeldung vom 14.05.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.05.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ameneh Bahrami war jung, hübsch und freute sich auf ihre Zukunft - bis zu dem Tag, an dem ein abgewiesener Verehrer ihr mit einem furchtbaren Verbrechen all dies nahm. Geblieben ist nur ein Ziel: Mit diesem Schicksal irgendwie fertig werden zu können. Das, glaubt sie, könne sie nur, wenn ihr Peiniger wenigstens - wie sie - erblinde. Auge um Auge - im wahrsten Sinne des Wortes.

So schrecklich das Verbrechen, so entsetzlich mutet nach westlichen Werten diese geplante Vergeltung an. Eine Vergeltung im Übrigen, mit der sich das Opfer auf die Ebene des Täters begibt. Es mag ihr persönlich helfen, die Chance aber, ein gesellschaftliches Zeichen zu setzen und den Teufelskreis von verletzter Ehre und blutiger Rache zu unterbrechen, vergibt Ameneh Bahrami.

Die Iranerin hat es nicht nur durch ihr Schicksal zu weltweitem Ruhm gebracht. Sondern auch, weil sie mit so viel Stärke und Hartnäckigkeit für ihr vermeintliches Recht kämpfte, es ihrem Peiniger heimzahlen zu dürfen. Diese Kraft könnte sie dazu nutzen, um ein Vorbild zu sein im weltweiten Kampf gegen Misshandlung und Ehrenmord. Sie könnte helfen, rechtsstaatliche Prozesse und gerechte Strafen durchzusetzen.

Mit dem Auge-um-Auge-Prinzip schürt die Iranerin wieder Hass - und verschafft der Scharia, dem Gesetz des Gottesstaates, neuen Zulauf.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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