Neue OZ: Als seien sie Maschinen
Archivmeldung vom 22.12.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDies ist, anders als es auf den ersten Blick scheinen mag, nicht der Moment, um über Sinn oder Unsinn von Brustvergrößerungen zu debattieren. Die Nachrichten aus Frankreich, mit denen Tausende europäischer Frauen in große Unsicherheit gestürzt werden, offenbaren vielmehr gleich zwei Skandale auf ganz anderer Ebene, einen medizinischen und einen politischen.
Skrupellose Mitarbeiter beim Implantate-Hersteller PIP hatten anscheinend kein Problem damit, aus der Schönheitssehnsucht vieler Frauen ein buchstäblich schmutziges Geschäft zu machen. Wer sich, vielleicht auch nach einer krankheitsbedingten Brustamputation, beim plastischen Chirurgen unters Messer legt, muss sich darauf verlassen können, dass er medizinisch einwandfrei behandelt wird. Stattdessen wurden Frauen Industrie-Gele in ihre Körper gepflanzt, als seien sie Maschinen.
Schön, dass der deutsche TÜV diesen Implantaten sofort seinen Segen verweigerte, als er davon erfuhr. Völlig unverständlich allerdings, dass die Erkenntnisse der Prüfer keine weiter reichenden Konsequenzen hatten. Zwar sind in Deutschland nun wohl weniger Frauen von der Gefahr bedroht als in anderen Ländern. Aber wieso wurde die Information nicht mit mehr Nachdruck verbreitet? Wieso haben europäische Institutionen nicht sofort geschaltet? Dass mitten in Europa so fahrlässig mit Menschenleben umgegangen werden kann, ist erschreckend.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)