Die Leipziger Volkszeitung zu Erdogan
Archivmeldung vom 14.02.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Besuch des türkischen Premiers Erdogan in Deutschland wird lange nachwirken. Da können sich SPD-Außenminister Steinmeier oder CDU-Außenpolitiker Polenz noch so sehr bemühen, die Wogen zu glätten. Erdogans doppeldeutige Worte zur Integration seiner Landsleute sind eine vergiftete Botschaft.
Zwar hat er zu Recht gefordert, dass Türken die deutsche Sprache lernen sollten. Im gleichen Atemzug aber seine Landsleute vor einer Assimilation zu warnen, zeigt deutlich, dass Erdogan deren Verunsicherung weiter schürt. Wer Assimilation mit Verbrechen an der Menschlichkeit gleichsetzt, der hat eines nicht begriffen: Zuwanderer werden überall damit konfrontiert, sich an Sitten und Gesetze des Gastgeberlandes anzupassen. Was umgekehrt nicht bedeutet, dass sie ihre kulturelle und religiöse Identität aufgeben müssen. Klassische Einwanderungsländer wie Kanada oder Australien beweisen, dass dies funktionieren kann - mit posiven Folgen für beide Seiten. Erdogans Forderung, sich dem zu verweigern, wirkt deshalb wie ein verbrämter Aufruf an die Türken in Deutschland, sich inParallelgesellschaften außerhalb geltender gesellschaftlicher Regeln zu bewegen. Allen, die sich um eine konstruktive Integrationspolitik kümmern, hat er damit einen Bärendienst erwiesen.
Quelle: Leipziger Volkszeitung (von André Böhmer)