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Börsen-Zeitung: Für die Entwarnung zu früh

Archivmeldung vom 27.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es fällt immer schwer, beim Ifo-Geschäftsklimaindex nicht sofort an Wetter zu denken, nicht nur des Wortes Klima wegen. Derzeit kommt man an dieser Assoziation aber noch weniger vorbei. Fast täglich ist in den aktuellen Wettermeldungen der Begriff "für die Jahreszeit zu mild" zu finden.

Und bei dem jüngsten, überraschenden Anstieg des von den Münchener Konjunkturforschern ermittelten Stimmungsbarometers für die Wirtschaft in Deutschland und auch in der Eurozone könnte man analog sagen: "Angesichts der globalen Rezessionsgefahren zu positiv."

Eine exaktere Betrachtung der einzelnen Komponenten der jüngsten Umfrage zum Ifo-Geschäftsklimaindex fördert freilich ein sehr viel differenzierteres Bild zutage, als es der Blick nur auf den umfassenden Indikator zeigt. Zwar ist dieser schon wieder besser ausgefallen als von den Volkswirten erwartet. Die ketzerische Frage, wessen Schuld das nun letztlich ist, ist müßig. Wichtig ist allein, dass die deutschen Unternehmen ihre aktuelle Lage nach dem Dämpfer in den beiden Vormonaten wieder besser einschätzen: Die US-Wachstumsverlangsamung hat die wirtschaftliche Aktivität diesseits des Atlantik offensichtlich noch nicht gelähmt.

Aber für eine Entwarnung angesichts der großen Rezessionsangst, die in vielen Wirtschaftskreisen die Gemüter umklammert, ist es auch nach den neuen Ifo-Zahlen noch zu früh. Denn die Zukunftserwartungen sind wieder auf den Stand von vor zwei Monaten zurückgefallen. Und dieser ist so schlecht wie seit gut zwei Jahren nicht mehr. Eine konjunkturelle Abkühlung der deutschen Wirtschaft steht also weiter an. Zusätzlich Sorge aufkommen lässt auch, dass die Prognosen der Unternehmen an den Export, bislang der Hauptmotor für das Gesamtwachstum, nun deutlich von ihrem bislang schon fast trutzigen Optimismus eingebüßt haben.

Folgt dem ungewöhnlich milden Konjunkturwinter also jetzt der alles erstarrende Frosteinbruch? Auch das ist nicht gewiss. Denn es zeigt sich ein Hoffnungsschimmer, wo man ihn nach den schlechten Zahlen des vierten Quartals 2007 gar nicht vermuten würde: beim privaten Konsum. War dieser von Oktober bis Dezember saisonbereinigt um fast 1% eingebrochen, zeigt sich der deutsche Einzelhandel in der Februarumfrage des Ifo-Instituts so gut gelaunt wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr. Konjunkturell geht die Zitterpartie weiter.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Reinhard Kuls)

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