Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Tierschutz
Archivmeldung vom 14.09.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGlatte und oftmals ebenso platte Begründungsfloskeln haben die Verantwortlichen zumeist ganz rasch zur Hand. Schließlich geht Menschenschutz im Falle des Falles vor Tierschutz - beteuern sie und brauchen nennenswerten Widerspruch nicht zu befürchten.
Die Furcht vor der Vogelgrippe und dem in der Tat sehr gefährlichen
Virus H5N1 sind Argument genug. Sage und schreibe 246000 Zuchtenten
wurden deshalb allein in dieser Woche auf zwei bayerischen Höfen per
sogenannter Massenkeulung beseitigt. Schlagartig. Ohne viel
Federlesen, sozusagen. Die Landratsämter als Aufsichtsbehörden hatten
Proben genommen und dabei einen Untertyp des Virus H5N1 mit der
Bezeichnung H5 zutage gefördert.
Gewiss, der vielbeschworene Alarm-zwang zu handeln war gegeben. Doch
jedesmal wieder wirkt es befremdlich, wie gleichgültig wir, die
sogenannten Herren der Schöpfung, mit der lebendigen Kreatur
umspringen, als handelte es sich ein wertlos-lässliches Stück Metall,
einen Stein oder einen sonstwie gearteten Gegenstand zur gänzlich
beliebigen Verfügung.
Eigentlich, ja, eigentlich müssten wir viel öfter Scham und Abscheu
empfinden über des Menschen frevelhaftes Tun und Treiben - wie auch
über das, was fahrlässig oder vorsätzlich versäumt wird beim
alltäglichen Umgang mit Tieren zu Lande, in den Lüften und im Wasser.
Viel zu selten aber plagen uns Gewissensbisse, die zumindest ein
stilles, selbstkritisches Nachdenken auslösen könnten. Wäre es
anders, hätte man zum Beispiel den »traditionellen« Stierkämpfen wohl
längst ein Ende gemacht, einer Volks»belustigung«, der sich gern auch
zehntausende ferienfrohe Urlauber aus aller Herren Ländern hingeben.
Oder man würde jenen Jäger-(Un-)Naturen im fernen Kirgisien endlich
das grausame Handwerk legen, die - offenbar voller Blut-Lust und
Laune - einzelne, fest angegurtete und mithin völlig wehrlose
Bergwölfe von jeweils gleich zwei speziell darauf abgerichteten
Hunden zerfleischen lassen. Und so großartige Geschöpfe wie etwa die
Berggorillas und die Afrikanischen Elefanten wären weniger dramatisch
davon bedroht, noch weiter dezimiert oder womöglich ganz ausgerottet
zu werden.
Und vielleicht gäbe es dann sogar die Hoffnung auf eine Ende des
Schächtens, einer der entsetzlichsten Tierquälereien überhaupt.
Dennoch treffen hierzu bekanntlich auch die höchsten deutschen
Rechtsinstanzen ausdrücklich eine eiertänzerische »Abwägung«
- zugunsten der Religionsfreiheit (konkret für Juden und Muslime) und
gegen den Tierschutz.
Zahlreiche Zoos im Wirtschaftsboom-Land China übrigens sind dermaßen
pleite, dass sie viele ihrer Tiere inzwischen bereits an deren
Käfignachbarn verfüttern.
Und hiesige Legehennen müssen EU-Norm-korrekt und millionenfach mit
einem Daseinsraum in den Abmessungen eines DIN-A4-Blattes
vorliebnehmen.
Menschenskinder, haltet ein...!
Quelle: Pressemitteilung Westfalen-Blatt