Südwest Presse: SPD in Not
Archivmeldung vom 21.06.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDass Kurt Beck dünnhäutig geworden ist, hat sich herumgesprochen. Fairerweise muss man einräumen, dass der SPD-Vorsitzende von den professionellen Beobachtern in Berlin nicht durchweg mit dem gebotenen Respekt und Anstand behandelt wird, von der Verletzung journalistischer Vertraulichkeitsregeln ganz zu schweigen.
Das ändert nichts an Becks nahezu verzweifelter Lage. Gewiss trägt der Pfälzer beileibe nicht die Alleinschuld an der Malaise einer Partei, die sich seit langem ein Übermaß an Disziplinlosigkeiten und Richtungskämpfen leistet. Man mag kaum noch glauben, dass sich die Genossen vor über 145 Jahren dem Grundwert der Solidarität verschrieben haben. Brüderlichkeit ist, jedenfalls innerparteilich, unter den machtbesessenen Brandt-Enkeln zum Fremdwort geworden. Beck spürt zunehmend, dass die Krise der SPD seinen Namen trägt, ob das nun gerecht ist oder nicht. Seine Überreaktionen sind menschlich nachzuvollziehen, helfen jedoch weder ihm selbst noch der Partei weiter. Sie tragen nur zum negativen Gesamtbild der SPD bei. Das Fatale an der Situation ist, dass keiner unter den übrigen Führungsgenossen erkennbare Anstalten macht, entweder den strauchelnden Vorsitzenden in einer gemeinsamen Kraftanstrengung zu stützen oder die Reißleine zu ziehen, weil Beck überfordert ist. So stolpert die SPD, wie schon seit Jahren, von einer Verlegenheit in die nächste. Es ist ein wahrer Jammer, der ältesten deutschen Partei bei ihrer Selbstdemontage zuzusehen. Wo ist der Retter in höchster Not? Nur so viel scheint klar: Beck heißt er nicht.
Quelle: Südwest Presse