Rheinische Post: FDP auf dem Sprung
Archivmeldung vom 07.01.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs gibt Tage, da sprüht FDP-Chef Guido Westerwelle nur so vor Siegesgewissheit. Da spricht er von "dem Herrn, der derzeit noch in meinem Büro sitzt" und meint damit Frank-Walter Steinmeier, den er im Herbst als Vizekanzler ablösen will.
In der Tat könnten die Daten für die Liberalen kaum glänzender sein: Umfragen, die sich im zweistelligen Bereich stabilisieren, Landtagswahlerfolge in Serie, die die FDP nach der - wahrscheinlichen - Regierungsbildung in Hessen mit Blockade- und Mitgestaltungsmacht im Bundesrat ausstatten. Dazu mehr Mitglieder statt weniger wie bei der Konkurrenz. Aber bis zur Wahl sind es noch 263 Tage, an denen die Anderen 263 Mal punkten und die FDP 263 Mal schlecht dastehen kann. Hielten die Demoskopen nicht Anfang 2005 die absolute Mehrheit für Merkel für möglich? Und dann der Absturz. Zwei Mal sagte das Bauchgefühl auch der FDP den Sprung zurück an die Macht voraus - es täuschte sich. Westerwelles FDP tut gut daran, nicht zu protzig aufzutreten, sich Gedanken über ein "menschlicheres" Image jenseits kalter ökonomischer Vernunft zu machen, wie es die (leisen) Westerwelle-Kritiker in der FDP empfehlen. Die Aussicht auf 15 Oppositionsjahre in Folge dürfte die Partei innerlich kaum aushalten.
Quelle: Rheinische Post (von Gregor Mayntz)