Weser-Kurier: Über die Bremer Streitkultur
Archivmeldung vom 17.08.2017
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.08.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttWer schreit, hat unrecht - mit diesem Satz wird schon im Kindergarten für eine zivilisierte Form der Auseinandersetzung geworben. Leider nicht nachhaltig genug, zumindest bei einigen Zeitgenossen. Die setzen als erwachsene Menschen in der politischen Auseinandersetzung nicht etwa auf die Kraft ihres Arguments, sondern auf die Lautstärke ihrer Trillerpfeife - vermutlich mangels Argument. Was sich beim Auftritt der Bundeskanzlerin auf Bremens Marktplatz und danach im Internet abspielte, war gröbstes Foulspiel.
Natürlich darf man der Spitzenkandidatin der Union seine eigene Meinung entgegenhalten. "Schluss mit Hartz IV!" ist eine absolut legitime Forderung, ob man das nun auf ein Plakat schreibt oder laut ruft. Politisch Interessierte daran zu hindern, eine öffentliche Rede zu hören, ist hingegen absolut demokratie-feindlich. Der sozialdemokratische Vizekanzler und Außenminister Sigmar Gabriel hat für derartige Polit-Hooligans mal eine sehr treffende Bezeichnung gefunden: Pack. Ob nun Pack oder Pfeifen: Sie dominieren in Bremen leider im Zweifelsfall den öffentlichen Diskurs, sei es an der Uni oder in der "Guten Stube" zwischen Bürgerschaft und Rathaus.
Quelle: Weser-Kurier (ots) von Joerg Helge Wagner