WAZ: Ein Sender außer Kontrolle
Archivmeldung vom 21.04.2012
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.04.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEines ist klar: Jeder Stadionbesucher muss damit rechnen, am Abend jubelnd oder zu Tode betrübt für drei Sekunden in der Sportschau, bei "ran" oder im Sportstudio aufzutauchen. Kameras können den Fan hinter dem Tor nicht ausblenden. Fraglich bleibt aber, ob sich Fußballbegeisterte in Zukunft darauf einstellen müssen, für den Rest ihres Lebens im Internet präsent sein zu müssen. Abgelichtet für die Ewigkeit, weil ein öffentlich-rechtlicher Sender wie der WDR einen neuen "Gimmick" sucht.
Einen, der mit der originären Aufgabe des Senders, in diesem Fall der Sportberichterstattung, nichts zu tun hat. Ein opulentes Vergnügen, das von den Gebühren der Zuschauer finanziert wird. Mal abgesehen von den technischen Raffinessen des Projektes, die mancher Betrachter ganz sicher sexy finden wird: Was hat diese systematische, stupide Ablichtung von Zuschauern mit journalistischen Inhalten zu tun? Ignoriert der WDR unter dem Deckmäntelchen der Pressefreiheit die Persönlichkeitsrechte der Stadionbesucher? Es wird höchste Zeit, dass das Landesmediengesetz geändert wird. Dass der WDR sich zukünftig nicht mehr selbst kontrollieren darf, sondern dass neutrale, unabhängige Datenschützer einen Blick auf die medialen Angebote werfen.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)