Börsen-Zeitung: Bangemachen gilt nicht
Archivmeldung vom 02.12.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.12.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMiese Stimmung in den USA: Der Immobilienboom ist vorbei, die Konjunktur stottert, und der Dollar knickt ein. Schon macht die Sorge die Runde, dass die Weltwirtschaft in die Winterdepression abgleitet, weil der globale Entertainer USA die Lust verliert.
Tatsächlich machen die jüngsten Daten aus Übersee auf den ersten
Blick wenig Laune. So fiel der Index der Einkaufsmanager im
verarbeitenden Gewerbe der USA im November unter die kritische Marke
von 50 Punkten und damit auf den niedrigsten Stand seit über drei
Jahren. Ein Wert unterhalb dieser Marke weist auf eine Kontraktion
der Wirtschaft hin. Auch die Bauausgaben in den USA sind im Oktober
wegen des Einbruchs beim privaten Häuserbau stärker als erwartet
gesunken, und zwar um 1%.
Der Greenback quittierte diese Daten mit einem weiteren Sinken.
Der Euro stieg am Freitagnachmittag entsprechend auf über 1,33
Dollar.
Aber ist das wirklich ein Grund zum Gram, gerade in Europa?
Definitiv nein! Der amerikanische Häusermarkt war zweifelsohne
überhitzt, die Abkühlung war überfällig. Die amerikanische Konjunktur
boomte dermaßen, dass die Inflationsrisiken überhandnahmen. Eine
Abkühlung der amerikanischen Wirtschaft war also definitiv geboten.
Und dass der Dollar an Wert einbüßen würde angesichts der sich
schließenden Zinsschere zwischen USA und dem Euroraum, ist die
logische Begleiterscheinung.
Dass aus dieser gewünschten Abkühlung eine Rezession wird, ist
dagegen unwahrscheinlich. Die Flexibilität der amerikanischen
Wirtschaft und das hohe Produktionspotenzial halten dagegen. Außerdem
wird die US-Notenbank frühzeitig in die Bresche springen und die
Zinsen wieder senken, sollte die Delle doch noch bedrohlich werden.
Zudem: Asien wächst weiter ordentlich, und selbst Europas
Aufschwung ist inzwischen so robust, dass er nicht mehr vom Export
alleine abhängt. Er hat sogar den deutschen Arbeitsmarkt erreicht,
das notorische Sorgenkind der Währungsunion.
Die Zeit ist also nicht nur reif für eine Verschnaufpause der globalen Konjunkturlokomotive USA - sie ist sogar ausgesprochen günstig, weil sich der Rest der Welt in robuster Verfassung zeigt und auf eigenen Füßen stehen kann. Trübsal blasen ist daher nicht angebracht, und Bangemachen gilt nicht. Vielmehr ist Gelassenheit angesagt.
Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung