Rheinische Post: Bayers hastige Medizin
Archivmeldung vom 25.03.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSo schnell verblassen böse Erinnerungen: Gerade mal sechs Jahre, nachdem die geplatzte Blase am Neuen Markt die deutschen Aktienkurse in den tiefen Keller schickte, tauchen sie wieder auf, die Begriffe, die das große und schnelle Geld verheißen: feindliche Übernahme, weiße Ritter. Es wäre gewiss falsch, angesicht des Mega-Deals von Bayer und Schering Kassandra zu bemühen, doch ein wenig Zurückhaltung im Überschwang ist nicht verkehrt.
Was ist geschehen? Objektiv hat der Bayer-Konzern das Angebot des
Konkurrenten Merck mal eben um 1,7 Milliarden Euro überboten. Dabei
haben Fachleute schon die Merck-Offerte als nicht gerade billig
eingestuft. Zudem wechselt Bayer-Chef Wenning die Strategie. Die
zielte bislang auf das Geschäft mit freiverkäuflichen Medikamenten,
jetzt aber setzt er verschreibungspflichtige Arzneien in den
Mittelpunkt. Das ist riskant und erscheint überhastet. Ob Bayer mit
dem Deal das Desaster um den Blutfettsenker Lipobay vergessen machen
kann, ob hier gar der Nukleus für ein deutsches Pharmunternehmen von
Weltrang entsteht, bleibt abzuwarten.
Zu wünschen ist es Bayer als einem der wichtigsten Unternehmen in
NRW. Zu wünschen ist auch den Mitarbeitern, dass nicht sie es sind,
die einen überhöhten Preis zu bezahlen haben. Zu befürchten ist es.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post