Allg. Zeitung Mainz: Ein Witz - zu den Paradise Papers
Archivmeldung vom 07.11.2017
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Freigeschaltet durch André OttDie Paradise Papers sind eigentlich ein Witz. Wie schon die Panama Papers. Nicht wegen der Rechercheleistung der beteiligten Medien. Die kann man nur in den höchsten Tönen loben. Aber wenn man sich diese beiden Geschichten einmal genauer anschaut, kann man nur mit dem Kopf schütteln: Hunderte von Journalisten sitzen auf Tonnen von Daten, die sie erst einmal kaum lesen können.
Und am Ende kommt trotzdem verlässlich das als Erkenntnis raus, was an jedem Stammtisch für Furore sorgt, erst recht, wenn erneut wild mit Namen um sich geworfen wird: "Die da oben" können machen, was sie wollen. Und sie tun es, weil es zumindest teilweise ganz legal ist. So weit so bekannt. Was heißt das alles? Wenn die Paradise Papers nur ein weiteres großes Sittengemälde zeichnen, belegt dieses zwar die Bedeutung einer freien Presse, aber das Rattenrennen um die größtmögliche Steuervermeidung wird weiter gehen. Mit allen Konsequenzen, für deren Bewertung man kein Klassenkämpfer sein muss.
Jedem Konzernlenker, Prominenten oder simplen Erben muss klar sein, dass eine Gesellschaft ein Mindestmaß an Akzeptanz und Zusammenhalt benötigt. Ohne ein Solches zerbricht sie. Es ist Aufgabe der Politik, dieses Zerbrechen - auch im Sinne einer dauerhaft gesunden wirtschaftlichen Entwicklung - zu verhindern. Also vertretbare, einheitliche Steuersätze und Datenabgleich ohne Ausnahmen, den Rest regelt unter echten Unternehmern der Wettbewerb und unter allen übrigen die Moral. Seit den Panama Papers ist schon manches passiert, aber noch nicht genug. Sonst müssten und könnten nicht Journalisten eine Geschichte zweimal erzählen. Übel, dieser Witz.
Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz (ots)