Lausitzer Rundschau: Cottbuser Erklärung ehemaliger DDR-Häftlinge
Archivmeldung vom 08.10.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Datum war gewiss kein Zufall. Gerade am 7. Oktober, dem Geburtstag der DDR, trafen sich ehemalige politische Gefangene in Cottbus, um einen anderen Umgang mit der Geschichte des untergegangenen SED-Staates einzufordern. Dass mehrere Hundert Menschen kamen und eine gemeinsame Erklärung veröffentlichten, gibt der Sache Gewicht.
Bisher wurden die Opfer der DDR-Diktatur gerade in der Lausitz in der Öffentlichkeit nur sehr sporadisch wahrgenommen. Ihre Leidensgeschichten wollten viele schon lange nicht mehr hören. Deshalb ist es Zeit, dass sie sich nun, siebzehn Jahre nach dem offiziellen Ende des Arbeiter- und Bauernstaates, deutlicher in die öffentliche Debatte über die DDR-Geschichte einmischen. Sicherlich wird es nicht möglich sein, jedes ehemalige DDR-Gefängnis in dem Häftlinge wegen politische Delikte einsaßen, zu erhalten und zum Museum auszubauen. Cottbus ist dafür ein deutliches Beispiel. Doch die politisch Verantwortlichen im Rathaus müssen sich auch fragen lassen, warum dieser dunkle Teil der kommunalen Geschichte bisher so gar keine Rolle spielt in der Stadt. In erster Linie geht es aber nicht um die Gebäude, sondern um die Menschen, die darin zu Unrecht eingesperrt wurden. Wir sollten ihnen genau zuhören, um ihre Erfahrungen und ihre Erlebnisse zu bewahren. Denn wirklich entschädigt werden kann niemand, dem Lebenszeit und Lebenschancen genommen worden sind. Doch wer sich ernstgenommen fühlt mit dem Unrecht, das ihm widerfahren ist, der kann sicherlich leichter damit abschließen. Dass es vergleichsweise lange gedauert hat, bis sich in der Region ehemalige politische Häftlinge so deutlich zu Wort melden, ist vermutlich gut. Auch auf ihrer Seite hat die Zeit sicher manche Emotion geglättet und den Blick freier gemacht für eine konsequente, aber sachliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
Quelle:Pressemitteilung Lausitzer Rundschau