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Börsen-Zeitung: In der Sackgasse

Archivmeldung vom 13.11.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.11.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Hypo Real Estate (HRE) ist gerettet und hat trotzdem keine Zukunft. Diese vom Markt schon lange gehegte Vermutung ist mit der Vorlage eines Vorsteuerverlustes von über 3 Mrd. Euro im abgelaufenen Quartal sowie den nun offenbarten Zinsbedingungen für die Liquiditätshilfen des Rettungskonsortiums zur traurigen Gewissheit geworden.

Bis zu 150 Mill. Euro pro Jahr muss die Gruppe berappen, sofern sie von 2011 an wieder Geld verdient. Da weitere Hilfen über den staatlichen Sonderfonds (Soffin) unbedingt benötigt werden und auch diese nicht zum Nulltarif gewährt werden, kommen auf die HRE Lasten zu, die sie alleine nicht wird bewältigen können.

Damit ist das wegen fehlgeschlagener Spekulationen auf die kurzfristige Refinanzierung langfristiger Forderungen in Liquiditätsnot geratene Institut endgültig in der Sackgasse gelandet. Da die kurzfristige Mittelbeschaffung nur zu einem saftigen Aufschlag aus den Linien des Rettungsfonds erfolgen kann, ist die HRE unter diesen Bedingungen wohl nicht mehr wettbewerbsfähig - außer dass es gelänge, diese Liquidität nicht anzutasten und zu vernünftigen Bedingungen auf langfristige Refinanzierung umzustellen.

Diesen Spagat in möglichst kurzer Zeitspanne zu bewerkstelligen, erscheint inmitten einer sich verschärfenden Finanzkrise so gut wie unmöglich, ist die HRE wegen ihrer Schieflage als Emittent doch weiterhin kaum in der Lage, über den regulären Geldmarkt frische Mittel für die laufende Refinanzierung aufzunehmen. Hinzu kommt eine mickrige Kernkapitalquote von 6,8%, die weiter abschmelzen dürfte und nur mit staatlicher Kapitalhilfe aufgepäppelt werden kann. Von den sich eintrübenden Bedingungen im eigentlichen Stammgeschäft der Immobilienfinanzierung ganz zu schweigen. Von der Staatsfinanzierung sind nach der Komplettabschreibung des Depfa-Goodwill sowieso keine nennenswerten Ergebnisbeiträge zu erwarten.

Angesichts dieser Perspektiven rücken eine formelle Verstaatlichung und die sich anschließende Zerschlagung des Instituts unweigerlich in den Vordergrund. De facto hängt die Bank bereits an diesem Tropf und benötigt weitere Infusionen zum Überleben. Da die HRE zu bedeutsam für das deutsche Finanzsystem ist, müssen ihre Kreditverpflichtungen eingehalten werden - sonst reißt sie andere Institute mit in den Abgrund.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Björn Godenrath)

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