Neue OZ: Mehr Respekt, bitte
Archivmeldung vom 07.03.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine Million Stunden Unterricht fallen in Deutschland aus. Jede Woche. Die Kultusminister haben in Stralsund nichts getan, um das zu ändern. Ihr Nichtabwerbepakt hielt nicht einmal ein paar Stunden - da kündigte Baden-Württemberg schon an, weiter in anderen Bundesländern auf die Suche nach Lehrern zu gehen.
Es ist ein Skandal, wie planlos die Länder seit Jahren mit dem Lehrpersonal umgehen. Derzeit fehlen bundesweit 20000 Pädagogen. Ihre Zahl wird weiter steigen, weil mehr als die Hälfte der 800000 Lehrer über 50 Jahre alt ist und absehbar ausscheidet. Doch statt jedes Jahr klare Bedarfsprognosen vorzulegen, versuchen die Minister, den Mangel zu verschleiern. Und sie verschweigen, dass sie für - sinnvolle! - bildungspolitische Versprechen wie kleinere Klassen sogar noch erheblich mehr Stellen schaffen müssten.
Dies alles zeugt von wenig Wertschätzung gegenüber dem Berufsstand. Das ist das eigentliche Desaster. Denn der Blick in Staaten wie PISA-Sieger Finnland zeigt, dass allein die hohe Anerkennung für Pädagogen in Politik und Gesellschaft es ermöglicht, sehr guten Nachwuchs für eine Karriere im Klassenzimmer zu gewinnen. Aus finanziellen Gründen wird dort keiner Lehrer. Auch hierzulande wird ein Chemiker oder Physiker in der Wirtschaft immer mehr verdienen können als in einer Schule. Doch kann die Lehrerarbeit reizvoller sein - wenn wir dem Beruf endlich auch das zollen, was er verdient: Respekt.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung