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Westfalen-Blatt: zum Verkauf der Oetker-Reederei Hamburg Süd

Archivmeldung vom 02.12.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.12.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Gemäß diesem Motto hat die Oetker-Spitze den Verkaufsprozess seiner Reederei Hamburg Süd vollzogen. Ein Geschäft, das aus der Not heraus geboren wurde. Dr. Oetker wollte seine anderen Sparten rund um Lebensmittel, Bier, Sekt und Hotels nicht unnötig belasten oder gar in Gefahr bringen. Insofern ist die Entscheidung nachvollziehbar und richtig - eine Notbremse gerade noch zur rechten Zeit.

Allerdings eine Notbremse, die den Umsatz des Konzerns mit einem Schlag um die Hälfte schrumpfen lässt. Das dürfte wehtun. Und auch die jahrelange Maxime des Seniorchefs Rudolf-August Oetker - »Lege nicht alle Eier in einen Korb« - hat ihre Gültigkeit verloren. Die so genannte Diversifizierung, die besagt, in möglichst vielen Branchen investiert zu sein, ist weitgehend erledigt. Mit seinen Pizzen und Getränken ist Oetker (fast) nur noch im Lebensmittelbereich tätig.

Das »faule Ei« Container-Schifffahrt wurde aus dem Korb entfernt. Wie hoch die Verluste waren, darüber macht Oetker keine Angaben. So wie sich der Familienkonzern ohnehin gerne zurückhalt, wenn es um Zahlen geht. Die Frage nach dem Gewinn wurde meist mit einem ostwestfälischen »zufriedenstellend« und einem vielsagenden Lächeln des Konzernchefs beantwortet. Die Zukunft der Schifffahrt hat bei Oetker noch vor zwei Jahren den Familienfrieden empfindlich gestört.

Es gab (und gibt wohl noch immer) zwei Fraktionen: Die älteren Nachkommen des Gründers rund um August Oetker und die jüngeren um Alfred Oetker. Sie stritten darüber, ob Hamburg Süd als deutsche Nummer zwei mit der deutschen Nummer eins, Hapag-Lloyd, fusionieren sollte. Folge des Hickhacks: Der Zusammenschluss platzte. Ob das im Nachhinein eine glückliche Fügung war, ist schwer zu sagen. Klar ist: Die Konsolidierung in der Schifffahrtsbranche geht weiter.

Der Mangel an Aufträgen und fallende Frachtraten zwingen die Reedereien dazu, sich zusammenzuschließen. Größe zählt. Maersk gehört daher zu den Gewinnern. Oetker dürfte mit dem Verkauf seiner Reederei einen Milliardenerlös erzielen. Die Kriegskasse wäre damit für Investitionen aller Art gefüllt. Die Frage ist, ob der Konzern seine Lebensmittelsparte weiter stärken oder sich neue Märkte suchen wird - gemäß dem Motto, viele Eier in einem Korb zu haben. Oder können nun sogar Erben ausgezahlt werden?

Man darf auf die künftige Strategie gespannt sein. Umso dringlicher ist, dass die zerstrittene Familie die Nachfolgeregelung für Richard Oetker möglichst bald regelt. Nichts ist in dieser unruhigen See schlimmer, als wenn sich die Familienspitze und deren Manager mehr mit sich selbst beschäftigen als mit der Frage, wie man sich im Wettbewerb positioniert.

Quelle: Westfalen-Blatt (ots)

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