WAZ: Die Lage der CDU in NRW
Archivmeldung vom 19.06.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach der historischen Wahlpleite vom 9. Mai hat die nordrhein-westfälische CDU tapfer einigen bürgerlichen Tugenden die Ehre gegeben: Sie hat sich im Umgang mit der Schmach geschlossen und geordnet präsentiert, agierte zeitweilig sogar weise. Dennoch gelang es aus vielschichtigen Gründen nicht, den minimalen Stimmenvorsprung vor der SPD in eine weitere Regierungsbeteiligung umzumünzen.
Nun steht der Partei der erfahrungsgemäß schwierigste Teil der Nachwahlzeit bevor. Sie muss sich personell und konzeptionell für eine ungewisse Zukunft rüsten. Es könnten Opposition, Neuwahlen oder doch noch Gestaltungsmacht warten. Jürgen Rüttgers, der die politischen Grundrechenarten früh bei Helmut Kohl studiert hat, wird wissen, dass er diesen Prozess allenfalls noch moderieren kann. Die Christdemokraten benötigen jetzt eine Führung, die nach außen einen Neuanfang symbolisiert, gleichzeitig nach innen integriert und bei komplizierten Mehrheitsverhältnissen im Landtag über Parteigrenzen hinweg kommuniziert. Die geborene neue Nummer eins der Christdemokraten an Rhein und Ruhr gibt es nicht. Womöglich muss eine Team-Lösung her, die dem Ernst der Lage gerecht würde.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung