WAZ: Zusammen tut gut
Archivmeldung vom 23.01.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Nokia-Spitze im fernen Finnland sagt Bochum "hei hei", tschüss, und nicht einmal "anteeksi" dafür, Entschuldigung. Sie will auch nicht mehr reden, am liebsten gar nicht hören, was die Belegschaft, was Gewerkschaft und Politik dazu zu sagen hätten. Nur widerwillig ließ man die Deutschen in Helsinki vor.
Den Protest in Bochum allerdings kann sie unmöglich überhören.
Über 1500 Kilometer hinweg müssen den Konzern-Oberen die Ohren
geschrillt haben von tausenden Pfeifen und den Schreien der Wut. Denn
da waren nicht "nur" 2300 Nokianer auf der Straße, die bald wohl
ihren Arbeitsplatz verlieren. Da waren andere Betriebe,
Gewerkschaften, Kirchen auf der Straße, Künstler und Intellektuelle,
Politiker und Prominente. Espoo ist die Hauptstadt des Nokia-Reichs?
Bochum ist die der Solidarität.
Ob es aber nutzt? Vielleicht ist das gar nicht die Frage. Sie
werden wohl wissen, dass sie nicht mehr viel ändern können in Bochum.
Aber sie kämpfen, und sie tun es gemeinsam. Für sich und andere, für
Arbeit und Moral. Die Oberbürgermeisterin hat Recht: "So beschissen
die Lage ist, das tut einfach gut."
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung