Allg. Zeitung Mainz: Kommentar zu Annapolis
Archivmeldung vom 29.11.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.11.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Reaktion eines Gegners ist stets ein sicheres Zeichen festzustellen, ob man erfolgreich ist oder nicht. Kaum war das Treffen in Annapolis beendet, feuerte die Hamas Dutzende Raketen auf Israel, die Iraner kündigten den Bau neuer Mittelstreckenraketen und die Terroristen vom islamischen Dschihad ihre "Operation Herbststurm" an.
US-Präsident George W. Bush kann daran gut erkennen,
dass seine Supershow ihren Zweck voll erfüllt hat. Annapolis war
nämlich nichts anderes als der Schauplatz für eine Kriegserklärung
und zwar an die Adresse Teherans. Bushs Trumpf ist dabei die
wachsende Angst des Großteils der arabischen Staaten vor einem mit
Atomwaffen vorgetragenen Machtanspruch der Iraner in der islamischen
Welt. Dem muss vor allem Saudi-Arabien schleunigst Einhalt gebieten,
will es seine Führungsrolle nicht in Frage stellen lassen. Dafür
lassen sich die Saudis sogar mit den Israelis ein. Die Zeichen der
Zeit hat auch Syrien erkannt, das mit seiner Teilnahme in Annapolis
nun gute Chancen hat, das Kainsmal des Schurkenstaats endlich
wegwischen zu können. Die Karten im Nahen Osten werden neu gemischt.
Das Thema Israel und Palästina ist zu einem lösbaren Regionalkonflikt
herabgestuft worden, der Iran zum Hauptschurken, der den Weltfrieden
bedroht. Das wird zwangsläufig dazu führen, dass der Druck sowohl auf
Israel als auch auf die Palästinenser steigt. Denn die Botschaft von
Annapolis lautet: Schafft auf Basis zweier Staaten einen stabilen
Zustand, den man auch Frieden nennen kann, damit sich der Rest der
Welt endlich mit den wirklichen Bedrohungen beschäftigen kann. -
Annapolis war also weit mehr als ein teurer Fototermin.
Quelle: Pressemitteilung Allgemeine Zeitung Mainz