Lausitzer Rundschau: Vom Kaminzimmer in die Welt
Archivmeldung vom 03.07.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer von Angela Merkel 2007 erfundene "Heiligendamm-Prozess" hat nicht einmal zwei Jahre gehalten.
Dahinter stand die Idee, die acht.angeblich "großen" Nationen der Welt könnten ihren Club namens G8 trotz der Globalisierung als geschlossene Veranstaltung ohne große Veränderungen fortführen - außer, dass sie die Schwellenländer einmal jährlich für einen Abend dazuladen und in der Zwischenzeit fernmündlich den Dialog mit ihnen aufrecht erhalten. Das war schon in Heiligendamm eine Zumutung für Präsidenten von Ländern wie China, Indien oder Brasilien, die dabei sind, die alte Welt in der Wirtschaftsleistung einzuholen und sie beim Ausstoß von CO2 schon überholt haben. Am Donnerstag hat nun auch Angela Merkel eingesehen, dass es so nicht weitergeht. Bisher hatte sie sich stets gegen die Erweiterung der G8 gewehrt. Mit der Finanz- und Wirtschaftskrise aber hat sich im vergangenen Jahr quasi über Nacht ein neues Format entwickelt, die Gruppe der 20.wichtigsten Länder (G20), das sich als handlungsfähiger erwies. Das ist der Kreis, der über genug Wirtschaftsleistung und Geld verfügt, um etwas bewegen zu können. Und der alle Erdteile repräsentiert. Es ist wahrscheinlich, dass der G8-Gipfel nächste Woche im italienischen Erdbebenort L'Aquila der letzte seiner Art sein wird. 34.Jahre nach dem ersten Treffen in einem Kaminzimmer auf Schloss Rambouillet bei Paris geht damit eine Ära zu Ende. Und eine neue beginnt, in der die Bezeichnung groß für die alten Industriestaaten sehr relativ geworden ist.
Quelle: Lausitzer Rundschau