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Westdeutsche Zeitung: Kommentar zum UN-Klimabericht

Archivmeldung vom 03.03.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.03.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ban Ki Moon, der neue UN-Generalsekretär, vergleicht den Klimawandel mit Kriegen. Was auf den ersten Blick wie ein wuchtiger Weckruf klingt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Verharmlosung: Eine Milliarde Menschen könnten durch den Klimawandel bedroht werden, Kontinente werden ihr Gesicht verändern - welche Dimensionen müssten Kriege haben, die solches vermögen?

Vermutlich kam es Ban aber gar nicht so sehr auf die Tauglichkeit des Vergleichs an, sondern eher auf die erhoffte Wirkung. Er will eine Prioritätenverschiebung bei den Vereinten Nationen: Die Verhinderung und Eindämmung von Kriegen war bisher ihr Hauptanliegen, der Klimaschutz soll nun als gleichberechtigtes Ziel hinzu kommen. Das ist naheliegend, schließlich kann ein globales Problem nur mit einer globalen Organisation gelöst werden. Nur müssten sich dann zwei entscheidende Dinge verändern.

Erstens: Wer Probleme lösen will, muss die hören, die am meisten unter ihnen leiden - das werden laut Experten die Entwicklungsländer sein. Sie werden die Folgen des Klimawandels am härtesten zu spüren bekommen. Und ausgerechnet sie haben bei den UN nur wenig Gewicht. Die fünf ständigen Mitglieder samt Vetorecht sind vier Industrienationen (USA, England, Frankreich, Russland) und ein Schwellenland (China). Es sind die größten Verursacher des Treibhauseffekts, die hier bestimmen, wieviel Barmherzigkeit sie den Klimaopfern zukommen lassen wollen.

Zweitens: Friedenssicherung funktioniert nicht allein per Diskussion. Das gilt auch im Kampf gegen den Klimawandel. Seit rund 15 Jahren debattiert die Welt über die Verringerung der Treibhausgase - ohne greifbaren Erfolg. Gleichzeitig bestaunt sie ratlos die ersten gravierenden Folgen des Klimawandels. Tausende Afrikaner versuchen jedes Jahr über das Mittelmeer Europa zu erreichen. Viele kann man mit Fug und Recht als "Klimaflüchtlinge" bezeichnen. Sie fliehen vor verödeten Böden und Kriegen um fruchtbares Land und Wasser. Europa mauert sich ein. Doch was passiert, wenn nicht Tausende, sondern Millionen in die Regionen der Welt strömen, in denen das Klima erträglich bleibt?

Ban hat eine große Aufgabe übernommen. Es braucht mehr als einen Friedensstifter, um sie zu bewältigen.

Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Zeitung

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