Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema DNA-Panne
Archivmeldung vom 27.03.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWas muss in den 40 Heilbronner Polizisten vorgehen, die seit zwei Jahren den Mörder ihrer Kollegin Michele Kiesewetter jagen und jetzt wissen, dass sie einem Phantom hinterhergelaufen sind? Einer Tatverdächtigen, die es überhaupt nicht gab?
Jetzt stehen diese Mordermittler wieder ganz am Anfang. Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech hat bereits einen Schuldigen ausgemacht: Er will den Hersteller der Wattestäbchen verklagen, sollten Verunreinigungen zu falschen DNA-Proben geführt haben. Rech hatte bereits nach dem Amoklauf von Winnenden Schlagzeilen gemacht, nachdem er die gefälschte Ankündigung der Wahnsinnstat voreilig verbreitet hatte. Auch seine gestrige Verlautbarung ist wieder ein Schnellschuss. Denn zunächst einmal sollte der Minister prüfen, was seine Polizisten auf den Bestellschein geschrieben haben. Stand da wirklich DNA-freie Wattestäbchen? Oder nur sterile? Oder haben überhaupt keine Polizisten die Bestellung aufgegeben, sondern Verwaltungsbeamte, die auch Klopapier und Bleistifte ordern? Noch sind viele Fragen offen. Fest steht nur: Die DNA-Methode wird weiter das Instrument sein, das die Polizei am weitesten bringt. Vor elf Jahren war die DNA-Analyse-Datei beim Bundeskriminalamt eingerichtet worden, bis heute sind durch sie 57 000 Täter ermittelt worden. Die Panne von Heilbronn ist ärgerlich. Sie stellt DNA-Tests aber nicht in Frage.
Quelle: Westfalen-Blatt