WAZ: Darum gewinnt Deutschland
Archivmeldung vom 26.06.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.06.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAlso wirklich, schon die Frage zu stellen, ob Deutschland gegen England gewinnt, könnte als Beleidigung empfunden werden. Ja, was denn sonst? Oder haben die Engländer bei einem großen Turnier schon mal was auf die Reihe gekriegt? Komme jetzt keiner mit Wembley 1966. Dieses WM-Finale gegen Deutschland fällt nicht nur wegen des Nicht-Tores zum 3:2 in der Verlängerung aus der Wertung. Sondern auch wegen des nicht minder irregulären 4:2, als sich schon etliche Zuschauer - ungeahndet - auf dem Platz befanden.
Aber was soll's? Schließlich hat England dafür genug bezahlt und seitdem noch jede WM irgendwie vergeigt - am spektakulärsten 1970 und 1990. Und gegen wen? Eben. Stichworte: Uwe Seelers Hinterkopf-Tor und Bodo Illgners Elfmeter-Parade gegen Stuart Pearce.
Nun sind alte Meriten natürlich noch keine Garantie für künftige Erfolge. Aber es sprechen auch aktuelle Gründe dafür, dass der Italiener Fabio Capello seine zwei England-Jahre am Sonntagabend als "Zeitverschwendung" empfinden wird, wie ihm ja schon nach den ersten beiden Spielen dämmerte. Um die chronisch großmäuligen wie überschätzten Engländer, die über ihr "Kick and rush" einfach nicht hinauskommen, zu besiegen, bedarf es diesmal nicht einmal der auf der Insel so oft beschworenen Panzer. Da reicht die Infanterie. Und in puncto Spritzigkeit und Frische sind die Deutschen ihrem Gegner inzwischen so überlegen wie ein Pils dem britischen Bier.
Und wenn sich gegen technisch limitierte englische Abwehrspieler dennoch keine Lücken für Klose und Podolski auftun? Auch nicht schlimm. Bleiben uns doch noch zwei todsichere Optionen. Erstens: Englands Torhüter, die - wie schon die "Times" erkannte - immer für "another goalkeeping horror story" gut sind. Und zweitens: das Elfmeterschießen.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung