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Neue OZ: Feindliches Mütterchen

Archivmeldung vom 20.10.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.10.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Schlaglichtartig erhellt der Rebellen-Angriff auf das Regionalparlament von Grosny den Stand der Dinge: Die Tschetschenisierung des seit 1994 währenden Konflikts hat nach 2000 zwar die Weg-von-Russland-Welle gebrochen, aber Moskaus Probleme nicht gelöst.

Ein Selbstmordkommando macht am helllichten Tag die dünnsten Bruchstellen der Tschetschenien-Politik Putin'scher Prägung sichtbar. Die baut ganz auf den zwielichtigen Statthalter und Republikpräsidenten Ramsan Kadyrow. Der hat zwar einen teilweisen Wiederaufbau des Landes hinbekommen, ebenso den Übertritt ganzer Rebellen-Kompanien in seine Miliz. Aber nur durch reichlich Geld und Waffen aus Moskau, vor allem durch extreme Gewalt. Was wiederum erklärt, warum der bewaffnete Widerstand gegen Russland auf russischem Boden trotzdem nicht erlischt. Und warum in der von Kadyrow geschaffenen Friedhofsruhe so etwas wie Stabilität nie gedeihen wird.

Was sollte ausgerechnet seine Herrschaft daran ändern, dass Generationen von Tschetschenen heranwachsen, die ihr Mütterchen Russland vom ersten Atemzug an fast nur als Feindmacht erleben? Die kein Russisch sprechen, kaum Bildung bekommen - und so anfällig bleiben für Hass und importierte, extremistische Varianten des Islams. Varianten, die sich - Hauptergebnis der Putin'schen Gewaltpolitik - bereits im ganzen Nordkaukasus festgefressen haben.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung

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