Party ohne Ende: Aktienmarkt
Archivmeldung vom 02.06.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Party an den internationalen Finanzmärkten läuft weiter heiß, ein Ende dieses Trends ist nicht abzusehen. Der Dax hat am Dienstag ein weiteres Allzeithoch von 15.685 Punkten markiert, das immerhin um fast 100 Indexpunkte über dem bisherigen Rekord aus der vorigen Woche liegt. Aber nicht nur der Dax setzt seinen Höhenflug fort. Stoxx 600 und MSCI World erreichten ebenfalls noch nie gesehene Hochs. An der Wall Street befinden sich die Niveaus der großen Indizes nur ganz knapp unter ihren jüngsten Bestmarken. Euphorische Stimmung herrscht ebenso am Ölmarkt. Der Brent-Ölpreis ist auf dem höchsten Stand seit 15 Monaten.
Für die jüngsten Rekorde an den Aktienmärkten und den starken Preisanstiegen bei den Rohstoffen lassen sich fundamentale Gründe nennen. So ist etwa am Aktienmarkt die Quartalssaison besser ausgefallen als erwartet und mit den Fortschritten bei den Impfungen lassen die coronabedingten Konjunkturbelastungen nach. Auch an den Rohstoffmärkten setzen die Akteure auf eine sich beschleunigende Konjunkturerholung. Bei Rohöl wird beispielsweise davon ausgegangen, dass es ein deutliches Angebotsdefizit geben könnte.
Die Konjunkturerholung, auf die die Märkte setzen, ist aber im Wesentlichen staatlich induziert als das Ergebnis der enormen fiskalischen Hilfen der Regierungen rund um den Globus, von denen die an den Aktienmärkten vorherrschenden Branchen und großen Unternehmen in besonderem Maße profitieren. Die Entwicklung lässt sich am besten mit einem Zuckerrausch vergleichen, der nicht nachhaltig ist. Abzulesen ist das beispielsweise daran, dass die Investitionen der Unternehmen gemessen an ihrem Anteil am Bruttoinlandsprodukt trotz aller staatlichen Geldspritzen immer noch deutlich unter den Niveaus früherer Dekaden liegen. Mit Blick auf die prekäre Verschuldungslage vieler Länder muss zudem die fiskalische Stimulierung irgendwann enden - was aber noch nicht bedeutet, dass dann auch die Party an den Finanzmärkten zu Ende wäre.
Der wohl wichtigste Faktor für die Anfeuerung der Kurs- und Asset-Preisniveaus ist nämlich die Flutung der Finanzmärkte durch die Liquidität der Notenbanken. Sie wird noch für lange Zeit anhalten müssen, weil die Volkswirtschaften und die Finanzmärkte deutlich höhere Zinsniveaus nicht mehr verkraften können. Unvermeidliche Nebenwirkung dieser Geldpolitik ist die Aufblähung der Finanzmärkte, so dass ein Ende der Rekordfahrt bei Aktien, Rohstoffen und anderen Assets nicht abzusehen ist.
Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Dieter Kuckelkorn