Mittelbayerische Zeitung: Der Schein trügt
Archivmeldung vom 28.02.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittStellen Sie sich vor, all das, was über Karl-Theodor zu Guttenberg hereinbricht, wäre einem anderen passiert, etwa Guido Westerwelle. Sie meinen, der hätte eine Plagiats-Affäre politisch nicht überlebt? Stimmt! Ihm hätte man einen Fauxpas à la "KT" niemals verziehen, weil er ja als Außenminister so gute Arbeit leistet. Es ist allein der Ikonisierung der Person Guttenbergs geschuldet, dass er noch in Amt und Würden ist.
Mit seiner bisherigen Leistung als Verteidigungsminister ist es nicht zu rechtfertigen, dass man dem Lügenbaron Rückendeckung gibt. Denn was Guttenberg bisher abgeliefert hat, waren meist Schnellschüsse, die Kompetenz vorgaukelten, sich im Nachhinein jedoch oft als Fehleinschätzung erwiesen. Siehe Kundus-Affäre: Guttenberg feuert Generalinspekteur Schneiderhan und Staatssekretär Peter Wichert mit der Begründung, sie hätten ihm Informationen vorenthalten. Schneiderhan behauptet das Gegenteil. Einer von beiden lügt. Siehe Gorch-Fock-Affäre: Guttenberg feuert den Kommandanten - offenbar zu Unrecht, wie eine Untersuchung jetzt offenbart. Auch bei der Bundeswehrreform geht sein Plan nicht auf. Er braucht ein Jahr länger, um seine Sparvorgaben einzuhalten. Zudem weiß niemand, wo die Freiwilligen als Ersatz für die Wehrpflichtigen herkommen sollen. Schöne Worte reichen nicht. Auf Taten kommt es an. Guttenberg sollte zurücktreten.
Quelle: Mittelbayerische Zeitung