RNZ: Nichts gelernt
Archivmeldung vom 19.03.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.03.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Regime in Peking hat aus seinen Fehlern offensichtlich nichts gelernt. Schon einmal nahm eine Protestwelle in China ihren Anfang in Tibet. Sie endete 1989 in einem Blutbad auf dem Platz des Himmlischen Friedens.
Damals wie heute kannten die Machthaber nur eine Antwort: unnachgiebige Härte. Dabei kann ihnen gerade im Jahr der Olympischen Spiele in Peking kaum etwas Schlimmeres passieren, als ein neues Massaker vor den Augen der Öffentlichkeit. Um dies zu verhindern, wäre es das naheliegendste, auf das Gesprächsangebot des Dalai Lama einzugehen. Denn beide Seiten verbindet ein gemeinsames Ziel: Weitere Gewaltakte in Tibet zu verhindern. Dazu müssten die Chinesen aber über ihren Schatten springen und den angeblichen Staatsfeind empfangen. Aus Sicht Pekings ein undenkbarer Vorgang. Stattdessen geben sie dem Oberhaupt der Tibeter wider besseres Wissen die Schuld an den Ausschreitungen - und verbauen sich damit den letzten Ausweg. International lösen die haltlosen Anschuldigungen allenfalls ungläubiges Kopfschütteln aus. In Tibet aber heizt die Kritik am Dalai Lama die Spannungen weiter an. Wenn dieser tatsächlich von seinem Amt als Chef der Exilregierung zurücktritt und gewaltbereite Kräfte das Ruder übernehmen, ist das nächste Blutbad in China wohl nur noch eine Frage der Zeit.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung