Lausitzer Rundschau: Erzieherinnen streiken für bessere Arbeitsbedingungen
Archivmeldung vom 20.05.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVor etwa einem Jahr erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Bildung zum "Schlüsselthema" der Politik. "Unser Wohlstand und unsere Zukunft werden davon abhängen, ob Bildung in Deutschland einen ausreichend hohen Stellenwert hat", sagte sie damals und wollte thematisieren, "wie die verschiedenen Übergänge - von der frühkindlichen Bildung in die Schule, von der Schule in die Berufsausbildung, von der Hochschulbildung hin zu Forschungstätigkeit - besser verzahnt und gestaltet werden können".
Damals hörte sich das sehr vernünftig an. Diese Woche streiken bundesweit rund 15.000.Erzieherinnen von Kindereinrichtungen für bessere Arbeitsbedingungen. Eine Aktion, die Merkels Parteifreundin Petra Roth, Präsidentin des Deutschen Städtetags, für "völlig unnötig" hält. Auch die Arbeitgeber sprechen von "überflüssigen" Aktionen. Die Verhandlungen seien schließlich noch nicht gescheitert, außerdem hätten die Arbeitgeber schon 230.Euro mehr Gehalt in Aussicht gestellt. Es scheint, als hätten die Funktionäre nicht zugehört. Denn die rund 220.000 Erzieherinnen in Deutschland kämpfen für etwas anderes. Sie kämpfen darum, ihren Job ordentlich erledigen zu können. Wenn derzeit eine einzige Frau Gruppen von 15 bis 20.Kleinstkindern von morgens bis zum späten Nachmittag betreuen muss, dann geht diese Betreuung über ein bloßes "Verwahren" kaum hinaus. Füttern, Wickeln, aufs Töpfchen setzen, Tische decken und abräumen, Betten richten, Tränen trocknen, Kinder an- und ausziehen - das ist Stress pur. Und vor allem: Das hat mit frühkindlicher Bildung und Förderung nichts mehr zu tun. In modernen Kindergärten muss mehr geleistet werden als nur eine Satt-und-Sauber-Versorgung. Bewegungsspiele, feinmotorische Übungen, Sozialverhalten, Turnen, musikalische Früherziehung - all das gehört längst zum internationalen Standard. Das würden auch die Erzieherinnen in Deutschland allzu gerne leisten. Aber: In ihren Großgruppen leiden sie unter hoher Lärmbelastung und Rückenbeschwerden, unter Nervosität, Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Genau dagegen kämpfen die Erzieherinnen. Und niemand würde mehr von Verbesserungen profitieren, als unsere Kinder.
Quelle: Lausitzer Rundschau